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Spiel mir das Lied vom Tod (Originaltitel: C’era una volta il West; englischer Titel: Once Upon a Time in the West) ist ein von Sergio Leone inszenierter Italowestern aus dem Jahr 1968. Die italienisch-US-amerikanische Koproduktion zählt zu den erfolgreichsten Filmen dieses Genres. Die Uraufführung fand am 21. Dezember 1968 in Rom statt. Der Kinostart in der Bundesrepublik Deutschland war am 14. August 1969.

Spiel mir das Lied vom Tod gilt als einer der ersten modernen Westernklassiker, der sich selbst nicht immer ernst nimmt und von Kritikern und Publikum überwiegend begeistert aufgenommen wurde. Der Westernklassiker wurde 2009 mit der Aufnahme ins National Film Registry geehrt.

Rund um den Bau einer Eisenbahnlinie entfaltet sich eine epische Geschichte aus Rache, Gier und Mord, in deren Zentrum vier Personen stehen. Im literarischen Sinne handelt es sich um eine Schachtelgeschichte, deren Auflösung in einer Analepse, zum Ende des Filmes, in einem szenischen Rückblick erfolgt (Erzähltheorie).

Der Film gilt als der erste Teil von Leones Es war einmal …-Trilogie. Die anderen Teile sind Todesmelodie (1971) und Es war einmal in Amerika (1984). Die einzelnen Teile der Trilogie weisen keine inhaltlichen Bezüge zueinander auf.

Inhalt

Handlung

Ende des 19. Jahrhunderts, inmitten der Halbwüste im Südwesten der USA: Drei zwielichtige Revolvermänner in langen Staubmänteln besetzen den einsamen und heruntergekommenen Bahnhof Cattle Corner. Ein Zug trifft ein, doch scheint kein Reisender auszusteigen. Der Zug fährt weiter und die Männer wenden sich zum Gehen, halten jedoch inne, als von einer Mundharmonika eine klagende Melodie zu hören ist. Der Mundharmonikaspieler ist auf der anderen Seite des Zuges ausgestiegen. Dieser namenlose Reisende hatte eigentlich einen gewissen „Frank“, den Anführer der drei Männer, erwartet. Jener ist aber nicht da, sondern hat die drei Revolvermänner vorgeschickt, jedoch ohne ein viertes Pferd für ihn. Der Mundharmonikaspieler erwidert, sie hätten zwei Pferde zu viel mitgebracht. Er hat, durch die Reisetasche verdeckt, bereits seine Waffe in der Hand. Als die Männer ziehen erschießt er die drei, bekommt selbst einen Schuss in die linke Schulter, kann den Bahnhof aber verlassen.

Schnitt zur Farm Sweetwater in einer trockenen Einöde. Der verwitwete irische Farmer Brett McBain bereitet mit seinen drei Kindern ein Fest im Freien anlässlich der Ankunft seiner kurz zuvor in New Orleans angetrauten Frau Jill vor, viele Gäste sind geladen. Plötzlich signalisiert das Verstummen der Grillen Gefahr. Eine Bande von Männern in Staubmänteln erschießt im Auftrag McBain und die zwei erwachsenen Kinder Maureen und Patrick aus dem Hinterhalt. Der kleine Timmy rennt aus dem Haus, steht verstört vor den Mördern und wird schließlich von deren Anführer ebenfalls erschossen, nachdem einer seiner Komplizen ihn als „Frank“ angesprochen hat.

Jill, die in New Orleans als Prostituierte gearbeitet hatte und diesem Leben entkommen wollte, kommt am Bahnhof der nächsten Stadt Flagstone an. Da niemand sie abholt, lässt sie sich mit einer Kutsche nach Sweetwater fahren und erfährt vom Kutscher, dass McBain für verrückt gehalten wird, auf diesem unfruchtbaren Stück Land eine Farm aufzubauen. Während der Fahrt treffen sie auf Arbeiter, die eine Eisenbahnstrecke errichten. Bei einer Rast unterwegs erlebt sie mit, wie der gefangene Herumtreiber Cheyenne in einer Schießerei seine Bewacher tötet und auf den rätselhaften namenlosen Mundharmonikaspieler trifft, der sich von ihm aber nicht einschüchtern lässt, sondern ihm sogar seine Waffe leiht, um sich aus den Handschellen zu befreien. Er erfährt von Cheyenne, dass es nicht dessen Männer waren, die am Bahnhof auf ihn warteten. Auf Sweetwater wird Jill von den geladenen Gästen betreten erwartet. Sie haben die vier Leichen auf Tischen aufgebahrt. Jill entschließt sich, die Farm als Erbin allein weiterzuführen.

Der Sheriff verdächtigt Cheyenne, dessen Bandenmitglieder als Erkennungszeichen lange Staubmäntel tragen, des Mordes. Doch als Cheyenne Jill besucht, erkennt sie, dass dieser zwar ein Gauner sein mag, aber kein Meuchelmörder. Auch der Namenlose, ersatzweise „Mundharmonika“ genannt, trifft auf Jills Farm ein. Er erschießt dort zwei Männer in langen Mänteln, als sie die beiden angreifen. Es scheinen Männer von Cheyenne zu sein, doch auch diese wurden von Frank geschickt.

Der Eisenbahnmogul Morton, der schwer an Knochentuberkulose leidet und sich nur mit Hilfsmitteln fortbewegen kann, möchte vor seinem Tode unbedingt seine Bahnstrecke zum Pazifik fertigstellen. Zwischen ihm und dem für ihn arbeitenden Verbrecher Frank kommt es zu einer Auseinandersetzung, da McBain von Frank zwar eingeschüchtert, nicht aber erschossen werden sollte. Frank soll nun Jill unschädlich machen, plant jedoch insgeheim, sich die Farm selbst anzueignen. Jill lässt Frank eine Nachricht zukommen und der Überbringer führt „Mundharmonika“ zu Frank, der ihn aber im Zug von Morton gefangen nehmen kann. Dort kommt es zu einer ersten Konfrontation zwischen Frank und dem Namenlosen. Dieser zählt drohend Namen von Leuten auf, die Frank getötet hat. Als Frank sich zu Jill aufmacht, wird der Namenlose von Cheyenne befreit, der sich unter dem Zug versteckt hatte.

Jill hatte Holzmodelle von Gebäuden in einer Kiste gefunden, kurz darauf wird eine große Menge Baumaterial auf der Farm angeliefert. Der Namenlose erkennt McBains Pläne: Dieser hat früh erkannt, dass der reiche Eisenbahnunternehmer Morton seine im Bau befindliche Strecke zum Pazifik zwingend über Sweetwater führen muss, weil dort die einzige Wasserstelle in weitem Umkreis liegt, und auf ein lukratives Geschäft spekuliert. McBain hatte sich beim Kauf der Farm vertraglich verpflichtet, einen Bahnhof und eine Kleinstadt zu bauen, sonst würde die Farm zwangsversteigert werden. Frank hätte die Bauarbeiten in Mortons Auftrag verhindern sollen, damit Morton die Farm selbst kaufen kann. Um Jill zu helfen, die geerbte Farm behalten zu können, beginnen „Mundharmonika“ und Cheyennes Männer mit dem Bau einer Stadt auf dem Gelände von Sweetwater.

Frank beginnt ein erotisches Verhältnis mit Jill, nachdem er telegraphiert bekommen hat, dass Jill die beste Prostituierte in ganz New Orleans gewesen ist. Sie lässt sich zu ihrem eigenen Schutz darauf ein, selbst nachdem Frank ihr den Mord an der Familie offen gestanden hat. Persönlich interessiert sie sich allerdings weitaus mehr für den Namenlosen, der dies jedoch nicht erwidert. Auf Franks Druck hin lässt Jill die Farm mit dem Baumaterial doch versteigern. Doch keiner der Anwesenden gibt ein ernstzunehmendes Gebot ab, da Franks Leute alle einschüchtern. Kurz bevor Frank zu einem Spottpreis an das Land kommt, bietet „Mundharmonika“ trotz Bedrohung durch Franks Männer 5000 Dollar, die er mit der Auslieferung des steckbrieflich gesuchten Cheyenne an den Sheriff finanziert. Cheyenne wird allerdings nicht wie erwartet ins örtliche Gefängnis gesteckt, sondern soll mit Mortons Eisenbahn in ein weiter entferntes, sichereres Gefängnis in Yuma verlegt werden.

Wieder kommt es zu einer Konfrontation zwischen dem Namenlosen und Frank, in dessen Verlauf der Namenlose wiederum Namen von Menschen aufzählt, die von Frank getötet worden waren, während Frank versucht, ihn zur Aufgabe der Farm zu zwingen. Anschließend wird Frank in eine Schießerei mit seinen eigenen Leuten verwickelt, die von Morton dafür bezahlt wurden, Frank zu töten, weil dieser zu gefährlich wurde. Dabei wird Frank überraschenderweise vom Namenlosen unterstützt.

Der Namenlose macht sich nun mit Jill daran, McBains Vorhaben zu verwirklichen, die Station und die Stadt fertig zu bauen. Währenddessen wird Cheyenne von seiner Bande aus Mortons Zug befreit, wobei fast alle Mitglieder beider Banden getötet werden. Morton selbst stirbt unweit seines Zuges am Rand einer schmutzigen Wasserpfütze, von Frank verspottet, der gekommen war, um mit ihm abzurechnen.

Schließlich kommt es hinter der Baustelle der Sweetwater-Stadt zum Showdown zwischen Frank und dem Namenlosen, der dort auf ihn gewartet hat. Der Namenlose gewinnt das Duell und steckt dem sterbenden Frank seine Mundharmonika zwischen die Zähne. Dadurch gibt er sich Frank zu erkennen. In einer Rückblende ist zu sehen, wie der Bruder des damals noch jugendlichen Namenlosen von Frank grausam ermordet wurde: Er musste sich mit dem Hals in einer Schlinge auf die Schultern seines jungen Bruders stellen, dann schauten Frank und seine Männer amüsiert zu, bis der Junge entkräftet zusammenbrach und damit seinen Bruder erhängte. Vorher hatte Frank ihm die Mundharmonika in den Mund gesteckt und ihm gesagt, er solle ihm „das Lied vom Tod“ spielen (deutsche Synchronisation. Im Original sagt er: “Keep your loving brother happy”).

Währenddessen trifft Cheyenne auf der McBain-Farm ein, wo Jill auf den Namenlosen wartet, und erklärt ihr, das sei zwecklos: Der gehöre zu der Sorte Männer, die ihr Bündel nehmen und weiterziehen, ohne sich umzudrehen. Und so geschieht es tatsächlich, als der Namenlose vom Duell mit Frank zurückkehrt. Auf Jills Abschiedsgruß, Sweetwater werde auf ihn warten, antwortet er „Irgendeiner wartet immer“ und geht fort (im Original anders: „I hope you come back some day!“ - „Some day.“). Cheyenne folgt ihm zunächst, steigt dann aber vom Pferd ab und stirbt an dem Bauchschuss, den er bei seiner Befreiung von Morton bekommen hatte, nachdem er selbst auf den Schwerkranken nicht schießen wollte.

Der Namenlose reitet mit Cheyennes Leiche auf dessen Pferd fort, ohne sich um den ersten Zug zu kümmern, der in diesem Moment in Sweetwater einfährt, dem neu errichteten Bahnhof auf der McBain-Farm. Jill sieht eine glänzende Zukunft vor sich und versorgt, Cheyennes Ratschlag folgend, die Arbeiter mit Erfrischungen.

Kritik

Der vielfach ausgezeichnete Film erreicht auf zahlreichen Kritikerlisten nach wie vor hohe Platzierungen, z. B. belegte Spiel mit das Lied vom Tod 2021 auf der Liste der 100 besten Filme von Sight and Sound Platz 44[7] und erreichte im gleichen Jahr auf They Shoot Pictures, Don’t They? Platz 65.[8] Bei der Bewertungsplattform Internet Movie Database ergaben über 326.000 Einzelstimmen eine Gesamtbewertung von 8,5 von 10 Punkten.[9] Auf Rotten Tomatoes ist das Echo mit 96 Prozent der 105 Fachkritiken sowie 97 Prozent der über 250.000 Einzelbewertungen absolut positiv.[10] Die Redakteure von Moviepilot setzten den Film auf Platz 13 ihrer Liste der besten Filme der 1960er.[11]

Auch auf Cinema vergibt die Redaktion mit 5 von 5 Punkten die maximale Punktzahl, obwohl die Redaktionskritik auch die Tatsache nicht verschweigt, dass in diesem Western-Klassiker „Charles Bronson, Henry Fonda und Claudia Cardinale den Abgesang auf den edlen Hollywood-Cowboy“ zelebrieren.[12] Sie wählten den Film auf Platz 7 der zwanzig besten Filme der 1960er Jahre.[13]

Insgesamt ist es nicht verwunderlich, dass auch weitere Einzelkritiken insgesamt sehr positiv ausfallen:

„‚Once Upon a Time in the West‘ ist ein Bericht von einer Reise in ein fernes Land, das Amerika heißt und Atlantis bedeutet. Paradise Lost. Von seiner Reise hat Leone Bilder des Promised Land zurückgebracht, Bilder einer Sehnsucht und eines Traumes. Er hat diese Bilder mit den Mitteln einer populären mediterranen Kunstform, der Oper, verknüpft. […] Und indem Leone amerikanische Bilder einer europäischen Struktur verpflichtet, macht er ihre Schönheit erfahrbar als die eines Traumes. Paradise Regained: Das in jeder Einstellung schmerzlich präsente Bewusstsein von der Vergeblichkeit, den Traum ungebrochen zu reproduzieren, sichert dem Film die Authentizität des Unwirklichen.“

– Hans-Christoph Blumenberg: Das Westernlexikon[14]

„Der Film verdient, als einer der größten Western, die jemals entstanden sind, angesehen zu werden.“

– The Motion Picture Guide

„Sergio Leones barocke Pferdeoper ist Resümee, Höhepunkt und Apotheose des Italowesterns, wobei klassische Genrevorbilder einer eigenwilligen Neuinterpretation unterzogen werden. Der Stil des Films huldigt den Mythen der amerikanischen Geschichte und treibt sie zur pessimistischen, oft zynischen Auflösung. In Dramaturgie, Montage, Ausstattung und musikalischer Untermalung ein Musterbeispiel perfekter Kinounterhaltung.“

– Lexikon des internationalen Films[15]

„Die alten Westernmythen existieren hier nur noch als Märchen […] Übrig bleibt ein lyrisches „Todesballett“, untermalt von Morricones famoser, opernhafter Musik. Fazit: Visuell und musikalisch einfach überwältigend.“

– Cinema[12]

„Leone hat einen extrem harten Western geschaffen, dabei im Detail seinen Sinn für guten Humor bewiesen und das ganze mit Bildern unterlegt, die sich ins Bewusstsein einbrennen. ‚Spiel mir das Lied vom Tod‘ ist ein Meisterwerk, das auch kommende Generationen noch faszinieren wird.“

– Richard Rendler: Filmreporter.de[16]

 

 

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