Bowling for Columbine ist ein Dokumentarfilm des US-amerikanischen Regisseurs und politischen Aktivisten Michael Moore aus dem Jahr 2002. Er wurde mit einem Oscar und zahlreichen anderen Preisen ausgezeichnet. Der Film wurde aufgrund der nachgewiesenen Manipulationen auch in vielen Medien kritisiert.
Inhalt
Handlung
Ausgehend von dem Schulmassaker von Littleton im Jahr 1999, bei dem zwei Schüler an der Columbine High School zwölf Mitschüler, einen Lehrer und sich selbst erschossen, basiert Bowling for Columbine hauptsächlich auf Gesprächen von Kanadiern und Amerikanern mit Michael Moore zum Thema US-Waffenhandel aus den Jahren 1999 bis 2001. Hierbei geht Moore im Gegensatz zu seinem Film Fahrenheit 9/11 nur kurz auf die Ereignisse des 11. September 2001 ein, beschäftigt sich in erster Linie mit der amerikanischen Waffenindustrie (beispielsweise Lockheed Martin) sowie der Schusswaffenvereinigung NRA und stellt in Comic-Form einen Abriss der Geschichte Nordamerikas aus seiner Sicht dar. Auch amerikanische Prominente wie Charlton Heston, Matt Stone und Marilyn Manson wurden für Bowling for Columbine interviewt.
Moore präsentiert seine Antworten auf die Fragen nach den Gründen des Amoklaufs und der Zahl der Gewaltverbrechen in den USA, die von ihm angeführten Statistiken zufolge höher ist als in anderen demokratischen Staaten wie Deutschland, Frankreich, Japan, Großbritannien, Australien und besonders Kanada. Moore kritisiert die Tatsache, dass der Columbine-Amoklauf seiner Auffassung nach von den amerikanischen Medien fast ausschließlich damit erklärt wurde, dass die beiden Täter die Musik von Marilyn Manson hörten. In Anlehnung daran, dass sie vor der Tat bowlen waren (in Wirklichkeit schwänzten die Täter allerdings den Bowlingkurs), stellt er die Frage, ob es nicht genauso sinnvoll sei, das Bowlen für die Tat verantwortlich zu machen. Daraus leitet sich auch der Titel des Films her.
Moore argumentiert, dass die ihm zufolge höhere schusswaffenbedingte Mordrate in den USA nicht mit der Zahl der Waffen zusammenhänge, da es in Kanada ebenfalls viele Waffen gebe, und führt alternative Gründe an: Die gewalttätige Unterdrückung der Indianer in der Vergangenheit scheidet seiner Meinung nach aus, da andere Nationen mit gewalttätigem Hintergrund wie Deutschland (Zeit des Nationalsozialismus), Japan (Besetzung Chinas im Zweiten Weltkrieg) oder Frankreich (Algerienkrieg) heute geringere Mordraten haben. Zudem thematisiert er Militarismus, Rassismus und insbesondere eine Angst der weißen Bevölkerungsmehrheit vor der schwarzen Bevölkerungsminderheit sowie die gesellschaftliche Ordnung der USA mit Wettbewerb, Einkommensunterschieden und des Wohlfahrts- statt Sozialsystems. Breiten Raum nimmt die Betrachtung der amerikanischen Medienlandschaft ein, die Moore zufolge durch einen Schwerpunkt auf Gewalt und Kriminalität zu einem allgemeinen Gefühl der Verunsicherung und Angst beiträgt. Moore besucht eine Schule, an der ein Sechsjähriger seine Mitschülerin erschossen hat, und spricht mit Lehrern und Politikern. In diesem Zusammenhang stellt er die Frage, ob die Gesellschaft eine Mitschuld trage, wenn sozialschwache Mütter mehrere Jobs gleichzeitig ausüben müssen, ohne Zeit zu haben, ihre minderjährigen Kinder zu beaufsichtigen. Moore versucht ein Interview mit Dick Clark zu führen, der in seiner Restaurantkette Sozialhilfeempfänger zu niedrigen Löhnen beschäftigt, doch Clark lehnt dies ab.[1]
Der Film endet, ohne eine Antwort zu geben, legt aber den Schluss nahe, dass eine „Kultur der Angst“ in den USA die Ursache für die ungewöhnlich hohe Rate an Gewaltverbrechen sei.
Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um einen Vergleich zu ziehen, wie viele Menschen in anderen Industriestaaten durch Schusswaffen jährlich getötet werden, blendet Moore eine Statistik ein (die Zahlen in Klammern verweisen auf die Todesrate pro 100.000 Einwohner):
- USA – 11.127 Tote pro Jahr (3,601/100.000)
- Deutschland – 381 Tote pro Jahr (0,466/100.000)
- Frankreich – 255 Tote pro Jahr (0,389/100.000)
- Kanada – 165 Tote pro Jahr (0,284/100.000)
- Großbritannien – 68 Tote pro Jahr (0,109/100.000)
- Australien – 65 Tote pro Jahr (0,292/100.000)
- Japan – 39 Tote pro Jahr (0,030/100.000)
In einem Abschnitt zählt Moore folgende militärischen und geheimdienstlichen Aktionen der USA (zum Lied What a Wonderful World von Louis Armstrong) auf. In kursiver Schrift sind die ehemals geheimen Tarnnamen der jeweiligen Geheimoperationen ergänzt, die im Film jedoch nicht genannt sind:
Kritik
Der Film erhielt überwiegend positive Kritiken. Das Kritiken-Vergleichsportal Metacritic errechnet dem Film einen „Metascore“ von 72 Punkten.[2] Auf Rotten Tomatoes erreicht der Film 95 % auf dem Tomatometer und schließt mit dem Kritikerkonsens “Though it may not always convince, Bowling for Columbine asks important questions and provokes thought.” (Rotten Tomatoes, deutsch: „Auch wenn es nicht immer überzeugt, stellt Bowling for Columbine wichtige Fragen und regt zum Nachdenken an.“)[3]
Der Kritiker Edward Lawrenson bemerkt, dass Moores „radikale Subjektivität“, mit der er vorgehe, ihm von vielen anderen Kritikern angekreidet wurde. Dabei sei Moores Ziel, „die USA wegen ihrer Einstellung zum Waffenbesitz an den Pranger zu stellen, für manche aufgrund seines didaktischen Vorgehens nicht erkennbar.“ Der Kritiker befindet jedoch, dass man sich der Schlüssigkeit seiner Aussagen nicht verschließen könne. Und auch wenn der Film, der den Zusammenhang zwischen der „amerikanische[n] Liebe zum Waffenbesitz“ und der „landesweiten Eskalation an Gewalt“ herstelle, ein kommerzieller Erfolg war, würden ähnliche Vorfälle in den USA gezeigt haben, dass der Film „die amerikanische Psyche nur an der Oberfläche erreichte und nicht nachhaltig aufgerüttelt hat.“[4]