Fight Club ist ein US-amerikanischer Psychothriller des Regisseurs David Fincher aus dem Jahr 1999 nach dem gleichnamigen Roman von Chuck Palahniuk.
Inhalt
Handlung
Der namentlich nicht genannte Protagonist und Erzähler arbeitet für einen großen Autohersteller in einer US-amerikanischen Großstadt als Rückrufkoordinator und führt ein nach außen unauffälliges, an oberflächlichem Konsum orientiertes Leben. Er verabscheut seinen Beruf und leidet seit geraumer Zeit an Schlaflosigkeit. Um diese zu lindern, nimmt er an Selbsthilfegruppen für chronisch Kranke teil, indem er vorgibt, selbst unheilbar krank zu sein. Die Anteilnahme der Gruppenmitglieder beseitigt die Schlaflosigkeit des Protagonisten, bis er dort Marla Singer kennenlernt. Sie ist wie er eine Simulantin, die ebenfalls ungerechtfertigt an Selbsthilfegruppen teilnimmt. Als er dies erkennt, fühlt er sich ertappt und unbehaglich und kann wieder nicht schlafen.
Sein Leben verändert sich radikal, als er auf einer Dienstreise im Flugzeug den dubiosen Seifenhändler Tyler Durden trifft. Nachdem die Eigentumswohnung des Protagonisten bei einer Explosion zerstört worden ist, wendet er sich spontan an Tyler und trifft sich mit ihm in einer Kneipe. Als der Protagonist erwähnt, dass er ein Hotel braucht, suggeriert ihm Tyler, er könne einfach ihn fragen. Nach einigem Zureden bittet der Protagonist ihn um eine Schlafgelegenheit, die er bekommt. Tyler bittet ihn, ihn so hart wie möglich zu schlagen. Daraus resultiert eine sonderbar freundschaftliche Prügelei, bei der sich der Protagonist eigentümlich lebendig fühlt. Als Folge zieht er dauerhaft bei Tyler ein, der sich in einer verlassenen, völlig verwahrlosten Villa einquartiert hat.
Nach weiteren Kämpfen in der Öffentlichkeit schließen sich ihnen weitere Männer an, die ebenfalls den Nervenkitzel regelmäßiger Schlägereien suchen. Tyler und der Protagonist gründen daraufhin den Fight Club. Die Männer treffen sich regelmäßig zu Kampfabenden im Keller einer Bar. Diese Art von Geheimloge ist für den Protagonisten die neue Form einer Selbsthilfegruppe – er ist glücklich. Eines Tages bittet Marla ihn nach Einnahme einer Überdosis Schlaftabletten telefonisch um Hilfe. Der Protagonist ignoriert sie, doch kümmert sich Tyler um Marla, woraufhin beide eine heftige Affäre miteinander beginnen. Tyler bittet den Protagonisten, dass dieser niemals mit Marla über Tyler redet, woran sich der Protagonist auch hält. Parallel dazu verhindert der Protagonist mit einer List seine sich abzeichnende Kündigung: Zum einen erpresst er seinen Arbeitgeber mit der Wahrheit, dass dieser Autos herstellt, die nicht den Sicherheitsstandards entsprechen. Im Büro seines Vorgesetzten verprügelt er sich zudem vor dessen Augen selbst, gibt aber seinem Chef die Schuld daran und bewirkt so, dass er fortan als „freiberuflicher Berater“ weiterhin Gehalt bezieht, ohne arbeiten zu müssen.
Tyler gründet derweil ohne Wissen seines Mitbewohners das Projekt Chaos, wofür er Gleichgesinnte aus dem Fight Club rekrutiert und in seinem Haus unterbringt. Diese strikt durchorganisierte Truppe unternimmt Angriffe auf die öffentliche Ordnung, bis es zu einem Todesfall in den eigenen Reihen kommt. Der Protagonist, der unter immer stärkeren Schlafstörungen und Erinnerungslücken leidet, bemerkt nun, dass er die Einsicht in Tyler und dessen Pläne verloren hat. Als Tyler plötzlich verschwindet, begibt sich der Protagonist auf dessen Spur. Er erfährt, dass Tyler landesweit weitere Fight Clubs gegründet hat, um die herrschende Ordnung umzustürzen. Dabei erfährt er zu seiner Bestürzung, dass er selbst von allen für Tyler gehalten wird.
Nachdem der Protagonist vor Marla über Tyler geredet und damit Tylers Regel gebrochen hat, taucht Tyler in einem Hotelzimmer des Protagonisten auf und offenbart ihm die Wahrheit über sich und ihn: Er hat eine dissoziative Identitätsstörung. Er selbst ist Tyler Durden, der als eigenständige Person nur in seiner Vorstellung existiert, eine souveräne und anarchistische Person, die all das ist und tut, was er nie sein oder tun konnte. Der Protagonist selbst arbeitete vollständig als „Tyler“, wenn er zu „schlafen“ glaubte, manchmal beobachtete er sich quasi selbst, wenn er als „Tyler“ agiert, und manchmal hatte er selbst die Kontrolle. Er selbst hat sich damals vor der Kneipe verprügelt, er selbst hat seine alte Wohnung und sein altes Leben gesprengt. Als „Tyler“ hatte er selbst die Affäre mit Marla und hat in diesem Zustand einen Plan in Gang gesetzt, den der Protagonist nun aufzuhalten versucht: Die Zentralen aller Kreditkartenunternehmen sollen in die Luft gesprengt werden, um das Finanzwesen kollabieren zu lassen, Chaos zu verursachen und jeden Menschen noch einmal „von Null“ anfangen zu lassen. „Tyler“ hat für den Fall vorgesorgt, dass sich sein „alternatives Ich“ gegen ihn wenden könnte: Die überall anzutreffenden Angehörigen des Projekt Chaos stellen sich nun gegen den Protagonisten, und er kann ihnen nur knapp entkommen.
In einem Wolkenkratzer kommt es zum Endkampf zwischen dem Protagonisten und seinem anderen „Ich“ – wie zuvor verprügelt sich der Protagonist also faktisch selbst, wobei seine „Tyler“-Seite zunächst die Oberhand behält. Szenen des Kampfes aus der „neutralen“ Sicht von Überwachungskameras zeigen, dass „Tyler“ und der Protagonist tatsächlich nur eine einzige Person sind. Der Protagonist überzeugt „Tyler“, dass er sich – und damit beide Versionen seiner selbst – umbringen wird. Er schießt sich selbst in den Mund, woraufhin man „Tyler“ mit einem Loch im Hinterkopf zu Boden fallen sieht. Der Protagonist hingegen überlebt – er hat sich offenbar lediglich durch die Wange geschossen.[2] „Tylers“ Werk kann jedoch nicht mehr aufgehalten werden. Gemeinsam mit Marla, die eigentlich in einem Bus hätte fliehen sollen, aber von den Mitgliedern des Projekt Chaos zum Wolkenkratzer gebracht worden ist, betrachtet der Protagonist die Zerstörung der Finanzgebäude.
Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Während des Filmes wird der Name des Protagonisten und Erzählers nicht genannt. In den Selbsthilfegruppen verwendet er verschiedene Namen wie Rupert, Travis oder Cornelius. In Sekundärliteratur und Rezensionen wird der Erzähler manchmal Jack genannt, was auf eine Reihe von Zitaten nach dem Muster „Ich bin Jacks Medulla oblongata / Ich bin Jacks vergeudetes Leben / Ich bin Jacks vollkommenes Defizit an Überraschung“ (etc.) zurückzuführen ist. Er zitiert dabei aus einer Zeitschrift.
- Tyler ist in wenigstens vier Einstellungen für den Bruchteil einer Sekunde (für einen Frame) zu sehen, bevor ihn der Protagonist überhaupt im Flugzeug „kennenlernt“.[3]
- Im Film ist zu sehen, wie Tyler als Filmvorführer arbeitet und dabei kurze Einstellungen aus pornografischen Filmen in Kinderfilme schneidet. Dies wird wieder aufgegriffen, als am Ende der Schlussszene von Fight Club für einen kurzen Moment das Bild eines Penis gezeigt wird.
- Der Film durchbricht mehrmals die Vierte Wand. So spricht der Protagonist den Zuschauer direkt an, als er Tylers Arbeit vorstellt. In einem anderen Beispiel richtet Tyler die Waffe auf den Protagonisten. Bezogen auf den Anfang des Films, in dem die Szene bereits gezeigt wurde, sagt der Protagonist „Mir fällt noch immer nichts ein“, was Tyler mit „Rückblendenhumor“ kommentiert.
- In auffällig vielen Szenen des Films ist ein Kaffee-Becher zu sehen.[4]
- Beim Einlegen der DVD erscheint zu Beginn neben dem üblichen Warnhinweis noch ein zweiter. Dieser wird Tyler Durden zugeschrieben und ist sozialkritisch. Am Ende der Warnung steht: „You have been warned … Tyler.“[5]
- Die Namen, die der Protagonist für sich in den Selbsthilfegruppen wählt, beziehen sich entweder auf Figuren aus Planet der Affen oder sind Anspielungen auf Filmrollen von Robert De Niro.[6]
- Während der Dreharbeiten versuchten die beiden Hauptdarsteller, Szenen aus Wes Andersons Komödie Durchgeknallt, von der sie beide begeistert waren, einzubringen. Hierbei entstand der „Koh-Koh“-Ruf, den Tyler während des „Fettdiebstahls“ an sein Alter Ego richtet, um ihm zu signalisieren, die Luft sei rein: In Durchgeknallt nutzt eine der Hauptfiguren diesen Ruf, um seinem Freund bei der Flucht aus einem psychiatrischen Krankenhaus zu helfen.[7]
- In der Szene, in der Tyler Durden nachts im Freien den asiatischen Verkäufer eines Liquor Stores mit einem nicht geladenen Revolver bedroht, ruft Tyler Durden den Satz „Lauf, Forrest, lauf!“. Dies ist ein Zitat aus dem Spielfilm Forrest Gump aus dem Jahre 1994.
- Als Marla und der Erzähler das Restaurant verlassen und der Erzähler sie auffordert wegzufahren, sieht man im Hintergrund ein Kino, in dem Sieben Jahre in Tibet läuft, in welchem Brad Pitt mitspielt. In einer anderen Szene, in der die Mitglieder des Fight Club ihr Unwesen in einer Videothek treiben, hängt im Schaufenster ein blau beleuchtetes Plakat des Science-Fiction-Films Independence Day aus dem Jahre 1996. In einem Regal der Videothek steht zudem der erste Teil der Science-Fiction-Filmreihe Alien von 1979. Beim dritten Teil der Alien-Reihe von 1992 hatte David Fincher Regie geführt.
Kritik
Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Fight Club im Oktober 1999 erschien, war die Meinung der Kritiker über den Film gespalten; besonders die Darstellung von Gewalt stieß nach dem Amoklauf an der Columbine High School im April des Jahres nicht überall auf Zustimmung. Roger Ebert etwa nannte ihn einen „fascist big-star movie“ und „macho porn“ und gab ihm nur zwei von vier möglichen Sternen. Die New York Times hingegen beurteilte ihn besser als den im selben Jahr erschienenen und mit fünf Oscars ausgezeichneten Film American Beauty, der ähnliche Motive der Kritik am „American Way of Life“ und der westlichen Gesellschaft im Allgemeinen verfolgt.
Unter den von den Nutzern der IMDb.com am besten bewerteten Filme der Jahre 1990 bis 1999 befindet sich Fight Club auf Platz 4. Insgesamt liegt er in der IMDb derzeit auf Platz 12.[15]
Dieser Abschnitt besteht nur aus einer listenhaften Sammlung von Zitaten aus Kritiken. Stattdessen sollte eine zusammenfassende Darstellung der Rezeption des Werkes als Fließtext erfolgen, wozu auch markante Zitate gehören können.– Fight Club im Lexikon des internationalen Films„Der Film verrät den ambitionierten Wunsch, eine Synthese aus groß angelegter Hollywood-Produktion und europäischem Autorenkino herbeizuführen, um damit etwas Drittes, völlig Neues zu schaffen. Ein trotz seines Scheiterns achtbares Unterfangen.“
– Roland Huschke: Cinema[16]„Eine Splittergranate von Film, die präzise zwischen den Schenkeln von Klatsch und Kommerz, Hochglanz und Hollywood-Society zündet. […] Mit ‚Fight Club‘ hat Fincher das Kino, das wir kennen, in seine Bestandteile zerlegt, um im selben Atemzug Neues anzubieten. Vor allem Anarchie.“
– Werner Herpell: Rhein-Zeitung[17]„Selten wurde effektvoller vorgeführt, wie Orientierungslosigkeit und Lebensüberdruss in den Faschismus führen können.“
– Olaf Schneekloth: Spiegel Online[18] Kommerzieller Erfolg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]„Natürlich ist die anarchistische Farce zutiefst zynisch und menschenverachtend – aber nur, weil die Gesellschaft, die sie karikiert, es ist.“
Kommerziell gesehen war Fight Club zunächst kein großer Erfolg. Bei einem Budget von 63 Millionen US-Dollar (exklusive der Kosten für Marketing) gelang es ihm zwar, sich in der ersten Woche nach Veröffentlichung auf Platz 1 der Kinohitparade zu platzieren, allerdings betrug das US-Gesamteinspielergebnis nur 37 Millionen US-Dollar.[19] Obwohl der Film außerhalb der Vereinigten Staaten erfolgreich war und weitere knapp 64 Millionen US-Dollar hinzukamen, wurde er als Misserfolg angesehen, so dass der damalige Chef des Studios 20th Century Fox, Bill Mechanic, zum Rücktritt gezwungen war. Nach eigenen Angaben kam es zu einer persönlichen Auseinandersetzung Mechanics mit dem Besitzer des Studios, Rupert Murdoch. Mit dem Erscheinen der Special Edition auf DVD am 16. November 2007 wurde aus dem Film später aber ein großer kommerzieller Erfolg. Begünstigt wurde dies durch die reichhaltige Ausstattung der Erstveröffentlichung: Auf zwei DVDs im Steelbook war umfangreiches Zusatzmaterial wie unveröffentlichte Szenen, Trailer, Internetspots und Kommentare von Regisseur David Fincher, Brad Pitt und Helena Bonham Carter zu finden.
Gute Filme mit Anfangsbuchstaben: