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Pulp Fiction ist ein US-amerikanischer Gangsterfilm von und mit Quentin Tarantino aus dem Jahr 1994. Der Film wurde für sieben Oscars nominiert – darunter in der Kategorie Bester Film – und gewann in der Kategorie Bestes Originaldrehbuch. Auf dem Filmfestival in Cannes wurde er mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.

Zudem steht der Film auf der Liste der All-Time 100 Movies des Time-Magazins.[2] 2013 wurde Pulp Fiction in das National Film Registry aufgenommen. Im Katalog der 1000 besten Filme auf They Shoot Pictures, Don’t They?, für dessen Erstellung über 9000 Listen mit Filmkritiken ausgewertet wurden, erreichte Pulp Fiction 2020 Platz 72.[3] Von Nutzern der Internet Movie Database wurde Pulp Fiction 2021 sogar zum achtbesten Film aller Zeiten gewählt.[4]

Der Titel ist der englischen Umgangssprache entnommen. Mit ihm wird „Trivial- oder Schundliteratur“ (englisch pulp fiction) bezeichnet, Nachfolger der Groschenromane, wobei in einem derartigen Heft meist mehrere Kurzgeschichten zusammengefasst sind. Der Film erzählt in nichtchronologischer Folge episodenhaft die Geschehnisse weniger Tage im Leben von Gangstern in Los Angeles.

Inhalt

Handlung

Die Handlung besteht aus drei Episoden, die miteinander verwoben sind und in nichtchronologischer Reihenfolge erzählt werden; eingerahmt wird der Film von einem Pro- und Epilog, die zusammen genaugenommen eine vierte Episode bilden. Bis auf wenige Szenen, aus denen der Ort nicht näher hervorgeht, spielt sich das komplette Geschehen des Filmes im Großraum Los Angeles ab. Die Handlungsstränge werden durch die Protagonisten und einen MacGuffin verwoben, hier einem Koffer, dessen Inhalt dem Zuschauer nie gezeigt wird.

Prolog und erste Hauptszene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einem kurzen Prolog beschließt das Gangsterpärchen Pumpkin und Honey Bunny in einem Diner-Restaurant, dieses auszurauben. An diesen Strang knüpft später die Schlussszene an.

Nach dem Vorspann des Films erfolgt ein Sprung zu einer Szene, die zur später fortgesetzten Episode The Bonnie Situation gehört: Die beiden Auftragsmörder Jules Winnfield und Vincent Vega fahren in einem Auto. Vincent ist vor kurzem aus Europa zurückgekehrt. Sie führen den von dem Gangsterboss Marsellus Wallace erteilten Auftrag aus, sich an ehemaligen „Geschäftspartnern“ zu rächen und einen Koffer abzuholen, der Marsellus gehört. Sie betreten die Wohnung, in der sich nach Kenntnis von Jules und Vincent einige dieser ehemaligen Geschäftspartner befinden, darunter auch ein Mann namens Brett.

Als sie sich davon überzeugt haben, dass sie den gesuchten Koffer samt Inhalt gefunden haben, erschießt Jules während des kurzen Gesprächs wie beiläufig einen der Männer. Nach einer weiteren kurzen Befragung erschießen sie Brett, nachdem Jules sehr eindringlich eine Bibelstelle zitiert hat, die angeblich Ezechiel 25,17 sein soll. Es erfolgt ein Szenenwechsel, der mit einem Zwischentitel angekündigt wird.

Vincent Vega und Marsellus Wallaces Frau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An einem Tisch in einer verrauchten Kneipe sitzt ein Mann mit kurzen Haaren, Butch Coolidge. Er ist Boxer und bekommt von Marsellus Wallace eine große Geldsumme, damit er in der fünften Runde seines nächsten Kampfes zu Boden geht. Vincent und Butch geraten in der Kneipe kurz aneinander.

Am nächsten Tag kauft Vincent bei seinem Dealer Lance Heroin, setzt sich einen Schuss und holt Mia Wallace, die Frau seines Chefs Marsellus, ab. Er soll ihr während Marsellus’ Abwesenheit ein wenig die Zeit vertreiben. Die beiden gehen in das Lokal Jack Rabbit Slim’s, das im Stil der 1950er Jahre eingerichtet ist und in dem Schauspieler-Doubles als Kellner arbeiten. Ihr Gespräch dreht sich um die Banalität, ob der dort servierte Milkshake den Preis von 5 Dollar wert ist.

Außerdem erzählt die Möchtegernschauspielerin Mia von ihren Erfahrungen, die sich auf einen Pilotfilm einer dann nicht verwirklichten Fernsehserie mit dem Titel Fox Force Five beschränken. In der Toilette nimmt sie Kokain zu sich und besteht anschließend gegenüber Vincent darauf, bei einem Twist-Wettbewerb mitzumachen, um den ausgelobten Preis zu gewinnen. Die anschließende Tanzszene zu Chuck Berrys You Never Can Tell zeigt beide mit Bewegungen, die berühmt für den Film wurden, wie ein Handzug mit zwei gestreckten Fingern in Augenhöhe.

Als Vincent Mia (mit der Siegertrophäe in der Hand) zu Hause absetzt, schwört er sich auf der Toilette, dass nichts weiter passieren wird. Unterdessen findet Mia in Vincents Mantel das Heroin, hält es für Kokain, schnupft eine Überdosis und kollabiert. Als Vincent sieht, was passiert ist, bringt er Mia zu seinem Drogenhändler Lance, der für Notfälle eine Adrenalinspritze parat hat. Mittels einer Adrenalininjektion direkt ins Herz schaffen sie es, Mia wiederzubeleben. Vincent bringt Mia wieder nach Hause. Mia und Vincent sind sich einig, dass Marsellus nichts davon erfahren soll.

Die goldene Uhr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Butch Coolidge erinnert sich kurz vor seinem Boxkampf an einen Tag in seiner Kindheit, als ihm Captain Koons – ein Kriegskamerad seines im Vietnamkrieg gefallenen Vaters – dessen goldene Uhr überreichte. Laut Koons wurde diese Uhr seit dem Ersten Weltkrieg über mehrere Generationen der Familie Coolidge weitergereicht. Während der Kriegsgefangenschaft in Vietnam hatten Butchs Vater und – nach dessen Tod – Koons die Uhr mehrere Jahre lang „in ihren Ärschen“ vor den Vietcong versteckt.

Butch soll nun absichtlich seinen Boxkampf verlieren, wofür er von Marsellus Wallace bezahlt wurde. Er hat jedoch eigene Pläne, nutzt die Situation aus und wettet auf sich selbst – er schlägt seinen Gegner nieder, welcher im Boxring stirbt. Eigentlich will er mit seiner Freundin Fabienne sogleich aus der Stadt fliehen, doch sie hat die Uhr seines Vaters in der gemeinsamen Wohnung vergessen. Da ihm die Uhr viel bedeutet, fährt Butch trotz des hohen Risikos zur Wohnung. Dort angekommen, nimmt er die Golduhr an sich, entdeckt dann in der vermeintlich verlassenen Wohnung eine abgelegte Maschinenpistole und überrascht damit Vincent, als dieser arglos die Toilette verlässt.

Butch erschießt ihn und macht sich auf die Rückfahrt zu Fabienne. An einer Ampel trifft er auf den die Straße überquerenden Marsellus Wallace, der Butch im Auto erkennt. Butch versucht, Marsellus zu überfahren, und wird gleich darauf selbst angefahren. Nachdem beide wieder zu sich gekommen sind, schießt Marsellus auf Butch und verfolgt den Flüchtenden bis in ein Pfandleihhaus. Butch überwältigt dort seinen Verfolger und will den am Boden liegenden Marsellus erschießen, doch der Ladenbesitzer Maynard schlägt ihn mit einem Gewehrkolben nieder und ruft telefonisch einen Freund namens Zed hinzu, den Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes.

Als Butch und Marsellus erwachen, finden sie sich gefesselt und geknebelt im Folterkeller des Hauses wieder, wo Maynard und Zed sich den Sexsklaven „Hinkebein“ (engl.: „The Gimp“) halten. Während Marsellus im Nebenzimmer von Zed vergewaltigt wird, gelingt es Butch, sich zu befreien. Er will zunächst fliehen, macht dann aber an der Ladentür kehrt, wählt eine Waffe aus den Beständen des Geschäfts – erst einen Hammer, dann einen Baseballschläger, anschließend eine Motorsäge und letztendlich ein japanisches Schwert vom Typ eines Katana – und überwältigt damit die beiden Peiniger. Während Butch den Voyeur Maynard mit dem Samuraischwert niederstreckt und Zed in Schach hält, befreit sich Marsellus und schießt Zed in die Genitalien, um sich zu rächen.

Butch und Marsellus treffen eine Vereinbarung: Sie sind „quitt“. Butch muss aber die Stadt für immer verlassen und über die Vergewaltigung schweigen. Während Butch zu Fabienne gehen möchte, beschließt Marsellus, Zed dort im Keller „mit einer Kneifzange und einem Lötkolben“ zu Tode foltern zu lassen. Butch fährt mit Zeds Chopper zu Fabienne und dann mit ihr in eine ungewisse Zukunft.

Die Bonnie-Situation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es erfolgt ein zeitlicher Rücksprung. Nachdem Jules und Vincent die beiden Ganoven Roger und Brett erschossen haben, stürmt ein dritter mit vorgehaltenem Revolver aus dem Badezimmer in den Raum und verschießt die gesamte Munition auf die beiden, ohne sie jedoch zu treffen. Er wird kurzerhand erschossen. Jules glaubt wegen der verfehlten Kugeln an ein Wunder, eine göttliche Intervention, und beschließt, seinen „Beruf“ aufzugeben.

Jules und Vincent nehmen Marvin, Marsellus Wallaces Informanten und somit einzigen Überlebenden der Kleinganovenbande, in ihrem Auto mit. Während der Fahrt und einer Diskussion über die „göttliche Intervention“ schießt Vincent Marvin versehentlich in den Kopf. Um die blutigen Spuren des tödlichen Unfalls schnellstmöglich zu beseitigen, fährt Jules mit ihnen zu seinem Freund Jimmie. Dort können Jules und Vincent jedoch nicht bleiben, da Jimmies Frau Bonnie bald nach Hause kommen wird und das Anwesen kein ausgeschildertes „Depot für tote Nigger“ ist.

Auf Anfrage von Jules schickt Marsellus deshalb Mr. Wolf, seinen „Cleaner“ und Organisationsgenie für problematische Situationen, um die Sache zu bereinigen. Mr. Wolf lässt Jules und Vincent das Innere des Wagens säubern und mit Decken auskleiden, bevor er die völlig blutverschmierten Auftragskiller im Garten mit dem Schlauch abspritzt und sie Kleidung von Jimmie anziehen lässt. Dann fahren alle drei zu Monster-Joes Abschleppdienst, auf dessen Schrottplatz das Auto mit der Leiche entsorgt wird.

Jules und Vincent besuchen anschließend ein Restaurant, das, während Vincent auf der Toilette ist, von den beiden Ganoven Pumpkin und Honey Bunny überfallen wird – hier knüpft die Handlung direkt an den Prolog an. Pumpkin geht herum und raubt die Gäste aus. Am Tisch von Jules angekommen, fordert er den Koffer. Nach einer nervösen Diskussion ist Jules bereit, den Koffer herzugeben und öffnet ihn – es ist ein goldener Glanz sichtbar, aber nicht sein Inhalt.

Im selben Moment gelingt es Jules, der unter dem Tisch schon die Pistole bereitgehalten hat, Pumpkin zu überwältigen. Da er aber gerade eine „Entwicklung“ durchmacht, überlässt er Pumpkin all sein Geld (er kauft damit für 1500 Dollar Pumpkins Leben, damit er ihn nicht töten muss und den Koffer behalten kann), lässt die beiden ihren Raubzug abschließen und gehen. Jules und Vincent verlassen das Restaurant.

Chronologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zeitliche Verknüpfung der einzelnen Stränge wird an einzelnen Motiven wie dem Koffer oder der Kleidung von Vincent und Jules erkennbar. Der Koffer wird in der ersten Hauptszene abgeholt, auf der Weiterfahrt geraten die Protagonisten in Die Bonnie-Situation, in der sie ihre Kleider wechseln müssen, mit dem anschließenden Frühstück im Restaurant (Prolog und Schlussszene).

In dieser Behelfskleidung liefern sie zu Beginn der Episode Vincent Vega und Marsellus Wallaces Frau den Koffer bei Marsellus Wallace ab, nachdem der gerade mit Butch Coolidge die Schiebung beim Boxkampf ausgehandelt hat, die wiederum die Grundlage für die Episode Die goldene Uhr bilden wird. Wie schon in der ersten Hauptszene erwähnt Vincent, dass er sich am nächsten Tag um Wallaces Frau Mia kümmern soll; die Episode Vincent Vega und Marsellus Wallaces Frau findet also am Tag nach der Bonnie-Situation statt. Chronologisch am spätesten liegt die Episode Die goldene Uhr, bei der Vincent von dem Boxer Butch erschossen wird.

Szenenaufbau Tag von Jules + Vincent Butch Coolidge Vincent Vega Tag 1 Abholen des Koffers2, 12 Bonnie-Situation13 Restaurantszene1, 14 Besuch bei Marsellus Wallace4 Besuch bei Marsellus Wallace3 Tag 2 Heroinkauf bei Lance5 Abend mit Mia6 Tag 3 Gewinn des Kampfes7 Tag 4 Fahrt zur Wohnung8 Tod in Butchs Wohnung9 Aufeinandertreffen mit Marsellus10 Flucht mit Fabienne11 1–14: Szenenanordnung im Film

Kritik

„Mit lakonischem Humor zeigt die brillante schwarze Komödie eine Gesellschaft, die von Brutalität, Dummheit, moralischer Indifferenz und grotesken Zufällen beherrscht wird. Bekannte Muster der Trivialkultur und des amerikanischen B-Pictures werden auf intelligente Weise variiert und konterkariert. Dabei schreckt der Film auch nicht vor exzessiven, wenn auch satirisch überspitzten Gewaltszenen zurück, die teilweise nur schwer verdaulich sind.“

– Lexikon des internationalen Films[8]

„Mit grotesken Dialogen […] konterkariert Regisseur, Autor und Nebendarsteller Quentin Tarantino einige Szenen von extremer Brutalität. Gleichzeitig entfaltet er eine brillante Story, die die herkömmlichen Erzählstrukturen des Kinos sprengt. Wo sich andere Filme mit eindimensionalen Action-Orgien begnügen, springt Tarantino virtuos zwischen verschiedenen Schauplätzen, Zeiten und Handlungen hin und her, um endlich den Bogen zu schließen und die losen Handlungsstränge zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Für das Gangsterfilm-Genre kam das 1994 einer Revolution gleich, die inzwischen unzählige Kopisten gefunden hat.“

– Cinema.[9]

„(Der Film setzt) – seinem Titel entsprechend, der auf die billigen Groschenhefte (‚pulps‘) verweist – auf Tempo, grelle Effekte, auf die atemlose Abfolge von Ereignissen. Aber dieses merkwürdige Konglomerat aus Sex, Gewalt, Humor und Tiefsinn ist äußerst kunstvoll abgestimmt, so dass die Sprünge der Handlung irritierende Akzente setzen. Man wird eingefangen von der Spannung, die in und zwischen den Bildern lebt, und fragt sich am Ende verunsichert, wo die Grenze zwischen ‚pulp fiction‘ und Realität wirklich verläuft.“

– Dieter Krusche in Reclams Filmführer[10]

„… Getäuscht: Pulp Fiction ist kein Meisterwerk, sondern ein brillanter cleverer Stunt, der längst erzählte Geschichten mit einem kleinen Trick trendmäßig konsumierbar macht, ihnen das Noir austreibt und auf der Grenze von schwarzem Humor und blutiger Gewaltparade pendelt, ohne eine Einheit herzustellen: Die Episoden bleiben disparat […] Das hat es in der Schwarzen Serie schon gegeben. Insofern nichts Neues, von multiperspektivischen und alternativepisodischen Filmen von Meistern wie Orson Welles oder Jean-Luc Godard mal ganz abgesehen …“

– Hans Gerhold[11]

„Quentin Tarantino inszenierte ein brillantes Puzzlespiel mit einer Fülle überraschender Wendungen, grandiosen Dialogen und einem unschlagbaren Darstellerstab. Allen voran liefert John Travolta eine erstklassige, selbstironische Performance. Zweifellos einer der besten Filme des Jahres 1994.“

– prisma.de[12]

 

 

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