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Handlung

Nach dem Tod ihrer Eltern hat Marie-Claire – genannt Mika – deren Schokoladenkonzern geerbt und heiratet den bekannten Pianisten André Polonski, der seinen Sohn Guillaume aus erster Ehe mit in die Beziehung gebracht hat. Die junge Pianistin Jeanne Pollet erfährt zur selben Zeit von einer Freundin ihrer Mutter, dass sie am selben Tag wie Polonskis Sohn in derselben Klinik geboren wurde und durch die Unachtsamkeit einer Krankenschwester kurzzeitig für Polonskis Tochter gehalten wurde. Im weiteren Verlauf des Films bleibt unklar, ob es tatsächlich eine Verwechslung der Säuglinge gab. Jeannes Mutter gesteht ihr, dass ihr verstorbener Vater nicht ihr leiblicher Vater war, sondern dass der Vater unfruchtbar war und sie Ergebnis einer künstlichen Befruchtung sei. Jeanne sucht André Polonski zu Hause auf. Dieser hat Freude daran, die junge Frau im Klavierspiel zu unterrichten. Durch einen Zufall findet Jeanne heraus, dass Mika den allabendlichen Kakao für Stiefsohn Guillaume mit Schlafmittel versetzt. Guillaumes Mutter starb vor einigen Jahren nach einem Autounfall durch Einschlafen am Steuer, nachdem sie einen von Mika zubereiteten Drink getrunken hatte und danach in die Stadt fuhr, um fehlendes Rohypnol für Polonski zu besorgen, ohne das André Polonski nicht schlafen kann. Jeanne und Guillaume schöpfen Verdacht, denn es ist stets Rohypnol im Haus verfügbar. Eines Abends fahren Jeanne und Guillaume mit dem Auto zur Apotheke, um Rohypnol zu besorgen, nachdem sie einen von Mika zubereiteten Kaffee getrunken haben. Nach ihrer Abfahrt wird André bewusst, dass Mika seine verstorbene Frau Lisbeth auf dem Gewissen hat, stellt sie zur Rede und ist besorgt um die beiden jungen Leute. Tatsächlich verursacht Jeanne aus Benommenheit an diesem Abend einen Autounfall, der jedoch nur Blechschaden zur Folge hat.

In der Schlusseinstellung sieht man Mika mit Tränen in den Augen vor ihrer aktuellen Häkel-Handarbeit, eine Decke in der Art eines Spinnennetzes.

Kritik

„Subtiler, fast kammerspielartig inszenierter Psychothriller über kleine Geheimnisse, die zu großen Katastrophen führen, weil sich alle bemühen, nicht zu zeigen, was sie denken. Meisterhaft inszeniert und gespielt, schafft Claude Chabrol einen sozialen Mikrokosmos als ‚film noir‘ in Farbe.“

– Lexikon des internationalen Films

„Wie viele Filme von Claude Chabrol ist auch dieser, sein 52., als Kammerspiel inszeniert, dessen Akteure in einer unentrinnbaren Spirale sitzen. Der Ablauf der Handlung wird von ihm aber nicht plan durchgespielt; er lässt an jeder Windung dieser Spirale einen Zweifel aufscheinen, lässt Andeutungen aufblitzen, irritiert mit scheinbaren Widersprüchen zur sozialen Wirklichkeit, in der die Handlung angesiedelt ist. Erst ganz am Schluss begreift man, dass die Logik dieser Umsetzung der Psychologie der Protagonistin Mika entspricht, die nicht im banalen Sinne böse ist. Sie kann in ihrem unbedingten Streben nach Glück Gut und Böse nicht mehr unterscheiden. ‚Süßes Gift‘ ist in diesem beunruhigenden Sinne fraglos ein ideal besetztes filmisches Meisterwerk.“

– Johannes Willms in der Süddeutschen Zeitung vom 24. Dezember 2007.

 

 

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