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Das Schloss im Himmel (japanisch 天空の城ラピュタ, Tenkū no Shiro Rapyuta) ist ein Anime von Hayao Miyazaki, der 1986 in Japan uraufgeführt wurde. Er ist der erste Film des Studio Ghibli.

Inhalt

Handlung

Die junge Waise Sheeta lebt seit dem Tod ihrer Eltern allein in ihrer Hütte in den Bergen. Von ihren Eltern erbte sie eine Kette mit einem Edelstein. Der geheimnisvolle Musca, ein Agent der Regierung, entführt sie mithilfe der Armee auf ein Luftschiff. Als dieses von der Luftpiratin Dora und ihren Söhnen angegriffen wird, klettert Sheeta aus einem Fenster und stürzt in die Tiefe. Da ihr Stein die Kraft hat, sie zum Schweben zu bringen, landet sie bewusstlos in den Armen von Pazu, der ebenfalls Waise ist und bei den Bergarbeitern einer Minenstadt arbeitet. Er ist auf der Suche nach Laputa, einer verborgenen Stadt im Himmel, die sein verstorbener Vater gesehen haben will.

Als die Piraten erscheinen, flieht Pazu gemeinsam mit Sheeta. Auf der Flucht treffen sie auch auf die Armee und die Agenten, sodass sie sich schließlich in die Minen zurückziehen. Dort erfahren sie von einem alten Bergmann, dass Sheetas Stein ein Flugstein einer untergegangenen Kultur ist: Laputa. Sheeta erzählt, dass sie von der Königsfamilie abstammt und der Stein zeigt, dass sie die Thronfolgerin ist. Auf ihrem Weg zurück zur Minenstadt werden die beiden Freunde von der Armee aufgegriffen, die sie in eine Festung bringen. Musca will Sheeta nutzen, um Laputa zu finden und versucht, sie für sich zu gewinnen. Pazu wird um ihretwillen freigelassen und kehrt in sein Haus zurück. Dort trifft er erneut auf Piraten, denen er sich anschließt, um Sheeta zu retten.

Während Pazus Abwesenheit erweckt Sheeta versehentlich einen Roboter, der aus Laputa auf die Erde gefallen ist und in der Festung aufbewahrt wurde. Dieser will ihr helfen und den Weg nach Laputa zeigen, richtet aber in der Festung der Armee Zerstörung und Chaos an. Sheeta kann so gemeinsam mit Pazu und den Piraten fliehen, jedoch gelangt Musca an Sheetas Stein, der ihm den Weg nach Laputa zeigt. Gemeinsam mit der Armee macht er sich ebenfalls auf den Weg. Mit Luftschiffen gelangen beide Gruppen nach Laputa. Pazu und Sheeta kommen zuerst an und sind überwältigt von den wunderbaren Gärten, der Natur und Friedlichkeit. Menschen scheint es keine zu geben, jedoch einen friedlichen Roboter, der sich liebevoll um die Tiere und Pflanzen kümmert.

Auch Musca und die Armee kommen bald an und nehmen die Piraten gefangen. Musca, der sich ebenfalls als ein Nachkomme der ursprünglichen Bewohner Laputas entpuppt, öffnet mithilfe des Steins ein geheimes Tor und übernimmt die Macht in der fliegenden Stadt. Mit Sheeta als Geisel an seiner Seite tötet er die Soldaten und will mit den mächtigen Waffen Laputas die Weltherrschaft an sich reißen. Jedoch gelingt es Sheeta und Pazu, ihn zu überwältigen und die Zerstörungsformel zu sprechen. Der Kern der Stadt zerstört sich und reißt Musca in die Tiefe. Sie fliegen mit einem Gleiter davon, während der obere Teil Laputas, die friedliche Stadt, die durch einen riesigen Baum vor der Zerstörung geschützt wurde, immer weiter in den Himmel entschwebt.

Kritik

Publikumsreaktion und Erfolg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit einer Besucheranzahl von 774.271 war der Film zwar weniger erfolgreich als Miyazakis vorheriges Werk, Nausicaä aus dem Tal der Winde, galt jedoch ebenfalls als kommerziell erfolgreich und ermöglichte dem 1985 gegründeten Animationsstudio Ghibli die Produktion weiterer Anime-Filme. Es folgten Mein Nachbar Totoro und Die letzten Glühwürmchen im Jahr 1988.

2013 verdoppelten sich die Besucherzahlen der Insel Sarushima, nachdem die Ähnlichkeit der Insel mit dem im Film gezeigten Laputa bekannt wurde.[26]

Während der Film bei seinem Kinostart in Frankreich im Jahr 2003 über 900.000 mal gesehen wurde[27], fand er in den deutschen Kinos 2006 nur 20.690 Zuschauer.[28]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kritiker nahmen ihn fast durchwegs positiv auf und lobten unter anderem, dass der Film kein typisches Gut-Böse-Schema besäße. Er sei kein typischer Kinderfilm, sondern überraschend erwachsen. 1986 erhielt der Film beim Mainichi Eiga Concours den Ōfuji-Noburō-Preis sowie den Anime Grand Prix der Zeitschrift Animage. Bei einer Umfrage des japanischen Kulturministeriums 2007 kam der Film auf Platz 2 der beliebtesten Animationsfilme und Platz 3 der beliebtesten Animationsfilme und -serien.[29]

Fred Patten zählt Das Schloss im Himmel zu den 13 bemerkenswertesten Anime-Filmen der Jahre 1985 bis 1999.[30] Die erste Synchronfassung war umstritten und auch der Chef des amerikanischen Publishers, Carl Macek, nannte sie zwar passend, aber plump umgesetzt.[31] Auch die spätere Neufassung des Tons von Disney war umstritten. Jedoch war diese Überarbeitung auch vom Studio Ghibli genehmigt.[32] Die Anime Encyclopedia nennt eine Ähnlichkeit des inhaltlichen Konzepts zu Miyazakis Filmen Nausikaä und Prinzessin Mononoke: die Gruppen der handelnden Personen geraten über die Überreste einer alten Ordnung in Streit, um sie schließlich zu zerstören. Wie in den anderen Filmen zeige er eine glaubwürdige Charakterzeichnung.[6] Gerade dass Miyazaki im Film sowohl eine Technik-kritische Haltung zeige als auch Begeisterung an (Flug-)Technik mache den besonderen Reiz des Films aus, so Thomas Lamarre. Wegen der komplexeren Welt und Charaktere richtet sich der Film an ältere Kinder und Erwachsene.[8]

Auch in Deutschland wurde der Film von der Kritik sehr positiv aufgenommen. So lobt das Lexikon des internationalen Films den Anime als „vielschichtiges, prächtig gestaltetes Trickfilm-Märchen“, das „zunächst als Abenteuer-, in der zweiten Hälfte als Science-Fiction-Film erzählt“ wird. „Ein Meisterwerk des Animationsfilms, das die Kreativität und die zeitlose 2D-Animationskunst seines Schöpfers Hayao Miyazaki bezeugt.“[33] Das Kinder- und Jugendfilmzentrum hebt den aus verschiedenen Einflüssen entstandenen unverwechselbaren Kosmos des Films hervor. „Wie in allen anderen Animes von Hayao Miyazaki bilden auch hier die Hauptfiguren ein illustres Ensemble mit ausgefallenen und originellen Charakteren. Das Schloss im Himmel ist ein Film mit künstlerischem Anspruch und hohem Unterhaltungswert für alle Generationen.“[34]

Hanns-Georg Rodek schreibt in Die Welt anlässlich der deutschen Kinopremiere 2006: „Das Wunder vom Schloß im Himmel besteht darin, daß Miyazaki ein nahtloses Kunstwerk gelungen ist, homogenisiert auch durch ein höllisches Erzähltempo, das den unglaublichen Detailreichtum sichtbar werden läßt (falls man sich im Kino befindet), sich aber nie darin suhlt.“[35] In der Frankfurter Rundschau merkt Daniel Kothenschulte an, man staune, „welche Qualitäten der Regisseur Miyazaki abseits des Phantastischen besitzt. In wenigen Sekunden kann er eine typisch englische Landschaft mit dem Pathos früher Technicolor-Dramen aufladen.“[36] Die deutsche Szene-Zeitschrift Animania lobt Miyazakis Abweichen vom üblichen Gut-Böse-Schema und differenzierten Charakteren, wie den Piraten, deren Rolle sich im Laufe der Handlung wandelt, wie den beiden Protagonisten, die „sich gegenseitig ergänzen und miteinander wachsen“. Die Geschichte drücke Miyazakis kritische, aber nicht grundsätzlich ablehnende Haltung zu Technologie und Fortschritt aus. „In der detaillierten Darstellung der unglaublichen Fluggeräte und den beeindruckenden Dampfmaschinen scheint vielmehr die Technikbegeisterung des Regisseurs durch.“ Der Film entwickele dabei ein Schema, das zu Ghiblis Markenzeichen werden solle: „Eine starke Geschichte, die gleichsam bezaubert wie wach rüttelt.“ Darüber hinaus sei der Film hochwertig animiert, die Synchronisation der deutschen Fassung dem Klassiker angemessen.[9] Die Mangaszene bezeichnet die deutsche Übersetzung anlässlich ihrer Premiere im Kino trotz einiger kleiner Ungenauigkeiten und Freiheiten als sehr gelungen. Der „schöne und etwas naiv wirkende Film“ sei auch 20 Jahre nach seiner Entstehung noch genauso beeindruckend und faszinierend.[37] Der Film sei noch freundlicher und weniger hart als einige spätere Filme Miyazakis, so die Zeitschrift in einer früheren Kritik. Er zeige Probleme der frühen Industrialisierung, ohne „mit dem erhobenen Zeigefinger zu nerven“, bleibe kindgerecht und enthalte viel Slapstick und Übertreibungen. Daran erkenne man noch den Einfluss von Miyazakis Lupin-Film Das Schloss des Cagliostro. Der Stil zeige noch sehr deutliche Ähnlichkeit mit der Heidi-Animeserie.[38] Die Kombination von bereits früher erprobten Erzähl- und Filmerzähltechniken Miyazakis wird auch von der Animania herausgestellt.[9] Der Film, so die Mangaszene, sei mitreißend, technisch herausragend und biete dabei eine zeitlose Geschichte.[38]

 

 

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