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Mean Creek ist das Spielfilmdebüt des US-amerikanischen Regisseurs Jacob Aaron Estes aus dem Jahr 2004. Der Independentfilm basiert auf einem Original-Drehbuch von Estes und wurde von dem Filmstudio Whitewater Films produziert.

Inhalt

Handlung

In einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Oregon wird der junge Sam fast jeden Tag in der Schule von dem älteren Rabauken George terrorisiert. Die Lehrer nehmen die sich häufenden Vorfälle nicht ernst und als George eines Tages erneut Sam verprügelt und er mit einer Verletzung am Kopf nach Hause kommt, sieht sich sein älterer Bruder Rocky gezwungen zu handeln. Rocky und Sam denken sich einen hinterhältigen Plan aus, um es George ein für alle Mal heimzuzahlen: Sie wollen den unter einer Lernschwäche leidenden George, der stets mit seiner Handkamera herumhantiert, zu einer angeblichen Geburtstagsparty Sams einladen, für die auch eine Bootsfahrt auf dem nahe gelegenen Fluss geplant ist. Dort soll George vollkommen entkleidet werden und nackt zu Fuß nach Hause laufen. Die Idee findet Gefallen bei Rockys Freunden Marty und Clyde. Marty, der sich gerne „Martini“ nennt, sieht die Chance gekommen, seinen unterdrückten Aggressionen freien Lauf zu lassen, die er heimlich durch Schießübungen mit der Pistole seines älteren Bruders Kile in Zaum hält. Auch Clyde hat persönliches Interesse daran, an der Aktion mitzuwirken. Der schwächliche Junge, der sich wegen seiner homosexuellen Väter schämt und allerlei Scherze von Marty ertragen muss, war in der vierten Klasse ohne Grund von George mit einem Baseballschläger verprügelt worden. Marty leiht sich das Boot von einer Nachbarin und stiehlt den Wagen seiner medikamentenabhängigen Mutter, um den Racheplan in die Tat umzusetzen. Sams Bruder Rocky ruft daraufhin den ahnungslosen George an und lädt ihn zu Sams Geburtstagsparty ein. Er macht George aber klar, dass er mit niemandem darüber sprechen soll. Dem Bootsausflug schließt sich die junge Millie an, die in Sam verliebt ist, aber von dessen Plan nichts ahnt.

Wenige Tage später holen sie George für Sams Geburtstagsparty von zu Hause ab. Der übergewichtige Junge, der seine Handkamera auf den Ausflug mitnimmt, hat für Sam sogar ein Geschenk gekauft, eine Wasserpistole. Schon bald nehmen Sam und Millie ganz andere Seiten an George wahr, der eigentlich ein introvertierter Außenseiter ist und gerne zu den fünf Freunden dazugehören möchte. Am Fluss angekommen erfährt Millie von dem Grund, warum George an dem Bootsausflug teilnimmt, und bittet Sam, die Pläne fallenzulassen. Sam erklärt sich damit einverstanden und informiert seinen älteren Bruder darüber. Die idyllische Flussfahrt, auf der sich George mit dem coolen Marty messen will und von seinen angeblichen Erfahrungen mit z. B. Zigaretten und Drogen berichtet, beginnt friedlich. Es kommt erst bei einem Zwischenstopp zu Spannungen, als Marty von den Änderungen des Plans erfährt. Er denkt nicht daran, sich von Sam und Rocky den Spaß verderben zu lassen. Auch der hilfsbedürftige George reagiert gereizt, als er von Sam, Clyde und Millie mit seiner scheinbar grundlosen Gewalttätigkeit konfrontiert wird.

Die Situation entspannt sich nach der Weiterfahrt auf dem Fluss wieder, doch bei einem munteren Wahrheit-oder-Pflicht-Spiel, bei dem Rocky von seinen sexuellen Phantasien berichten muss, Sam und Millie sich zu einem zehnsekündigen Zungenkuss hinreißen lassen und Marty den anderen Jungen sein Geschlechtsteil präsentiert, kochen die Emotionen über. Nach seiner Mutprobe äfft George Marty nach und erwähnt aus Versehen dessen alkoholkranken Vater, der sich vor Jahren mit einer Schusswaffe das Leben nahm. Wütend fordert Marty George dazu auf, auch seine Pflicht zu erfüllen und nackt in den Fluss zu springen. Als George jedoch verneint und entgegnet, er hätte sich bei dem Spiel für die Wahrheit entschieden, eröffnet ihm Marty den eigentlichen Grund, warum sie ihn auf die Bootstour mitgenommen haben. Obwohl Sam erwidert, dass sie George mittlerweile besser kennengelernt hätten, ihn nett finden und den ursprünglichen Plan aufgegeben haben, ist George voller Wut darüber, dass er der Gruppe auf den Leim gegangen ist. Er schwört, dass Sam dafür in der Hölle landen wird, und denunziert Millie sowie Clyde und seine Väter. Als er sich Marty widmet, ruft er den Selbstmord des Vaters in Erinnerung und wiederholt immer wieder die Tatsache, dass das Gehirn von Martys Vater durch den Kopfschuss auf die Zimmerwände spritzte. Marty will sich für dieses Vergehen an George rächen, wird jedoch von Rocky zurückgehalten, der den Unruhestifter über Bord wirft. George, der nicht schwimmen kann, geht unter und verliert durch einen Stoß mit dem Kopf das Bewusstsein, hält die Handkamera aber bis zuletzt. Rocky, der ins Wasser springt, findet den leblosen Körper in Ufernähe, doch die Versuche Millies, George wiederzubeleben, schlagen fehl.

Während sich das Wetter verdüstert und es anfängt zu regnen, sind Sam, Rocky, Marty, Clyde und Millie geschockt von dem schrecklichen Ausgang der Bootsfahrt. Rocky verfällt in eine Art Schock, und Marty versucht an ihn zu appellieren, dass Georges Tod das Schicksal bestimmt im Voraus geplant hatte. Clyde legt sich neben den Toten, während sich Sam um Millie kümmert, die vor dem Jungen flüchtet und später ihre Wut und ihre Ängste an einer Schnecke auslässt, die sie mit Georges Taschenmesser entzweischneidet. Nach heftigen Diskussionen kann sich Marty durchsetzen, und der Leichnam wird an Ort und Stelle vergraben. Er appelliert an die übrigen vier, über den Tod des Jungen zu schweigen, und gibt das auch an seinen älteren Bruder und dessen Freund weiter, denen die Gruppe zusammen mit George auf der Autofahrt zum Fluss begegnet waren. Sam, Rocky, Millie und Clyde schaffen es jedoch nicht, den Vorfall zu verheimlichen, und beichten noch am folgenden Abend Georges Mutter den Tod ihres einzigen Sohnes. Während Marty mit der Waffe seines Bruders einen Supermarkt überfällt und plant, nach Mexiko zu flüchten, werden die übrigen vier von der Polizei verhört und führen die Ermittler noch im Morgengrauen zum verscharrten Leichnam. Auch die Handkamera von George wird entdeckt. Auf dem nicht zerstörten Filmmaterial sieht man den Jungen, wie er offen darüber spricht, sein Leben von nun an auf Zelluloid zu bannen und die Filme in einer Zeitkapsel im Garten zu vergraben, um so Aliens über die Gedanken in seinem Kopf zu informieren.

Kritik

Jacob Aaron Estes’ Spielfilmdebüt feierte seine Premiere am 15. Januar 2004 auf dem US-amerikanischen Sundance Film Festival. Nachdem der Film u. a. auf den Filmfestspielen von Cannes (14. Mai) gezeigt wurde, startete Mean Creek offiziell am 20. August 2004 in vier Kinos in Los Angeles und New York. Für den Filmverleih in den USA zeigte sich Focus Features verantwortlich. Der Film konnte bis zum 12. Dezember 2004 bei geschätzten 500.000 US-Dollar Produktionskosten einen Brutto-Gewinn von knapp 604.000 US-Dollar erzielen. Das finanziell nicht sonderlich erfolgreiche Drama wurde von den Kritikern als einer der besten Independentfilme des Kinojahres 2004 betitelt und mit Rob Reiners Stand by Me, Tim Hunters Das Messer am Ufer (beide 1986) und Larry Clarks Bully (2001) verglichen, die ebenfalls auf authentische und dramatische Weise das Erwachsenwerden von Jugendlichen porträtieren. Es wurden auch Parallelen zu Joseph Conrads 1902 veröffentlichter Erzählung Herz der Finsternis gezogen. Neben Estes’ Inszenierung und Sharone Meirs Kameraarbeit standen vor allem die Darstellerleistungen des jungen Schauspielensembles im Mittelpunkt, im Besonderen Rory Culkin, Carly Schroeder und Scott Mechlowicz; Letztgenannter erinnerte manchen Kritiker an einen jungen James Dean. Kritische Stimmen bemängelten, Estes habe sich gerade zu sehr an Werken wie Stand by Me orientiert und so die Chance vertan, mit Mean Creek eine neue Perspektive auf den Jugendfilm zu eröffnen.

 

 

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