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Die Invasion der Barbaren ist ein Spielfilm des kanadischen Regisseurs Denys Arcand aus dem Jahr 2003. Die Tragikomödie nach einem Drehbuch des Regisseurs wurde von mehreren Filmstudios, darunter Canal Plus und Téléfilm Canada, produziert. Rémy Girard spielte die Hauptrolle eines Kranken, der auf sein Leben zurückblickt und von seinen Freunden Abschied nimmt. Die Invasion der Barbaren, eine Fortsetzung des Films Der Untergang des amerikanischen Imperiums (1986), gewann bei der Oscarverleihung 2004 den Preis in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film.

Inhalt

Handlung

Der kanadische Universitätsprofessor Rémy liegt in einem maroden Krankenhaus in Montréal im Sterben. Während seine Tochter Sylvaine ein Segelschiff überführt und irgendwo auf dem Pazifik kreuzt, ist es an Sébastien, seine Mutter bei der Pflege des kranken Vaters zu unterstützen. Der attraktive junge Mann hat Mathematik und Wirtschaftswissenschaften studiert und als Investmentbanker eine steile Karriere gemacht. Er fliegt mit seiner Verlobten Gaëlle von London nach Kanada. Mit Hilfe eines befreundeten, in die Vereinigten Staaten ausgewanderten kanadischen Arztes findet Sébastien heraus, wie schlecht es wirklich um seinen Vater steht. Dieser weigert sich jedoch strikt, die Kontakte seines Sohnes zu nutzen, die ihm Zugang zu einer besseren medizinischen Behandlung in den USA eröffnen würden.

Vergangene Konflikte treten am Krankenbett zutage, als Rémy Besuch von einer ehemaligen Geliebten bekommt. Der schwerkranke Mann hat durch seine zahllosen Bettgeschichten seine Familie zerstört; seine Ehefrau Louise verließ ihn vor 15 Jahren und zog Sohn und Tochter alleine groß. Rémy sieht sich als letzter Vertreter einer Generation, die mit der westlichen Zivilisation verbunden ist, während er seine Nachkommen als Barbaren definiert und sich selbst als sinnlichen Sozialisten bezeichnet.

Mit Hilfe seines Vermögens ist es dem von seinem Vater als „Häuptling der Barbaren“ betitelten, besessenen und ambitionierten Kapitalisten Sébastien möglich, den Kranken von einer heillos überfüllten Station und einem Mehrbettzimmer ein Stockwerk tiefer in ein leerstehendes, frisch renoviertes Zimmer einquartieren zu lassen. Dorthin trommelt der Sohn die alten Freunde seines Vaters zusammen, die aus Alaska, Rom und der Umgebung Montréals anreisen, um sich von Rémy zu verabschieden, darunter auch zwei seiner ehemaligen Mätressen, Dominique und Diane, das schwule Pärchen Claude und Alessandro sowie Pierre, ein Arbeitskollege des Schwerkranken, der mittlerweile geheiratet und eine Familie gegründet hat. Sébastien versäumt sogar nicht, seinem Vater die verspätete Genugtuung zu verschaffen, dass einige seiner Studenten ihm am Krankenbett ihre Anteilnahme bekunden, muss sie hierfür jedoch bezahlen.

Rémy, ein Liebhaber des Weins, kulinarischer Genüsse und vor allem der Frauen, beginnt in der Zeit, die ihm noch bleibt, seine Vergangenheit zu reflektieren, um zu bemerken, dass er den Sinn des Lebens trotz zahlreicher Bettgeschichten mit Frauen nie gefunden und schreckliche Angst vor dem Tod hat, die er hinter einer rauen Schale verbirgt. Beruflich hat der Historiker, der in Berkeley mit zwei Pulitzerpreisträgern seinen Abschluss machte, außer einigen wissenschaftlichen Artikeln nichts erreicht. Er verbrachte sein Leben als Professor an einer Universität in der kanadischen Provinz.

Als die Schmerzen überhandnehmen, erhält Sébastien den Tipp, seinem Vater Heroin zu verabreichen, das den Schmerz stärker hemmt als Morphin. Nachdem sein Versuch fehlschlägt, bei der kanadischen Polizei Heroin zu kaufen, erhält er durch Diane, einer von Rémys ehemaligen Mätressen, Kontakt zu deren Tochter, die als Lektorin in einem Verlag arbeitet. Der Junkie Nathalie schließt eine Vereinbarung mit dem geschäftstüchtigen Sébastien: Sie erhält kostenlos Heroin, dafür muss sie dem schwerkranken Rémy regelmäßig eine Dosis der Droge verabreichen, um seine Schmerzen zu lindern. Nathalie willigt ein und philosophiert im Rauschzustand bald mit dem exzentrischen Professor über Gott und die Welt. Sie findet heraus, dass Rémy nicht so sehr an seinem jetzigen Leben hängt als vielmehr an seiner Vergangenheit.

Sébastien organisiert für Rémys letzte Tage einen Ausflug in ein abgeschiedenes Ferienhaus eines Freundes an einem See. Hier schwelgt der schwerkranke Intellektuelle mit seinen Freunden noch ein letztes Mal in Anekdoten, beispielsweise wie er mit seinen Bekannten jedwede Strömung vom Existenzialismus über den Separatismus bis hin zum Maoismus ausschöpfte und ein Treffen mit einer wunderschönen chinesischen Delegierten verpatzte. Hier kommen sich auch Sébastien und Nathalie allmählich näher, die das nervtötende Handy des Geschäftsmannes kurzerhand ins Lagerfeuer wirft. Als es zu Ende geht, verabschiedet sich Rémy von seinen Freunden und seiner Familie, um von Nathalie die letzte, tödliche Dosis Heroin zu erhalten.

Sébastien gewährt Nathalie zum Dank für ihre Unterstützung Wohnrecht in Rémys Haus, das nach seinem Tod nun leer steht. In dem Haus, in dem Rémy seinen Liebesaffären mit zahllosen Studentinnen frönte, gesteht Nathalie Sébastien ihre Liebe, indem sie ihn unvermittelt küsst. Der erwidert erfreut den Kuss, Natalie besinnt sich aber und stößt ihn weg. Sébastien verlässt das Haus, um kurz vor seiner Abfahrt durch ein Fenster noch einmal einen Blick auf Nathalie zu erhaschen. Kurz darauf fliegt er mit seiner Verlobten Gaëlle nach Europa zurück. Während das Flugzeug auf die Startbahn rollt und sich seine Verlobte an ihn schmiegt und ihm leise ein „Ich liebe Dich“ entgegenhaucht, sieht Sébastien aus dem Fenster und sinnt der in Kanada verbleibenden Nathalie nach.

Kritik

Arcands Tragikomödie, in der er am Rande die kanadische Bürokratie im Gesundheitswesen sowie destruktive Gewerkschaften kritisiert, feierte am 21. Mai 2003 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes Premiere. Der Film wurde von der Kritik gefeiert und konnte sich an dem erfolgreichen Prequel Der Untergang des amerikanischen Imperiums messen lassen. Er hatte im Heimatland des Regisseurs Erfolg an den Kinokassen und spielte dort 6,6 Millionen CAD ein, konnte sich auf dem US-amerikanischen Markt aber nicht durchsetzen. Die Invasion der Barbaren, der am 30. August 2003 auf dem Telluride Film Festival US-Premiere feierte und am 21. November desselben Jahres in die US-Kinos kam, spielte bei geschätzten 5 Mio. US-Dollar Produktionskosten in den USA nur 3,5 Mio. US-Dollar wieder ein. In Deutschland, wo er am 27. November 2003 in die Kinos kam, konnte sich der Film trotz hervorragender Kritiken ebenfalls nicht durchsetzen.

 

 

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