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Casino Royale ist ein britisch-US-amerikanischer Agententhriller nach Ian Fleming und der 21. Teil der James-Bond-Filmreihe von Eon Productions. Auf Basis des gleichnamigen ersten James-Bond-Romans wird die bekannte Figur als ehemaliger SAS-Soldat neu eingeführt, der auf den Terroristen-Financier Le Chiffre angesetzt wird. Handlungsfäden aus diesem Film wie eine – hier noch namenlose – Terrororganisation um den geheimnisvollen „Mr. White“ und die tragische Liebe zu Vesper Lynd werden in den vier direkten Nachfolgern immer wieder prominent aufgegriffen.

Unter der Regie des Neuseeländers Martin Campbell verkörpert Daniel Craig in Casino Royale zum ersten Mal den englischen Superspion und ist somit nach Sean Connery, George Lazenby, Roger Moore, Timothy Dalton und Pierce Brosnan der sechste offizielle Bond-Darsteller. Regisseur Campbell hatte zuvor bereits Brosnans Einstand GoldenEye inszeniert.

Casino Royale hatte am 14. November 2006 Weltpremiere in London und startete neun Tage später in den deutschen Kinos. Er wird vielfach zu den besten Filmen 2006 sowie der gesamten Bond-Reihe gezählt und stellte für diese auch neue Einspielrekorde auf.

Inhalt

Handlung

MI6-Agent James Bond stellt einen verräterischen Sektionsleiter zur Rede und liquidiert diesen sowie dessen Kontaktmann. Infolgedessen erhält Bond seine 00-Lizenz.

Ein hoher Offizier der Lord’s Resistance Army, Steven Obanno, vertraut dem Terroristen-Bankier Le Chiffre eine große Geldsumme an. Dies geschieht unter Vermittlung von Mr. White, dem Repräsentanten eines internationalen Terrornetzwerks. Le Chiffre engagiert den Mittelsmann Alex Dimitrios, der wiederum den Attentäter Mollaka anwirbt. Auf Madagaskar beschattet Bond Letzteren. Es entbrennt eine Verfolgungsjagd durch ein Elendsviertel und über eine Baustelle auf ein videoüberwachtes Botschaftsgelände, wo Bond Mollaka schließlich entgegen seinem Auftrag tötet. Infolge der internationalen Schlagzeilen ist Bonds Chefin M verärgert und zieht ihn von dem Fall ab.

Über eine Kurznachricht kann Bond die Spur auf die Bahamas zu Dimitrios verfolgen, den er bis nach Miami beschattet und letztlich tötet. Am dortigen Flughafen gelingt es Bond in letzter Sekunde, ein Attentat auf einen Flugzeugprototyp zu verhindern. Le Chiffre hatte Obannos Einlage an der Börse mittels Leerverkäufen auf den Verlust des Prototyps gesetzt und nun durch Bonds Eingreifen alles verloren.

Um das Geld zurückzugewinnen, ist Le Chiffre gezwungen, im Casino Royale in Montenegro bei einem Texas-Hold’em-Pokerturnier mit hohen Einsätzen zu spielen. Als der MI6 davon erfährt, beauftragt M ihren besten Spieler Bond, Le Chiffres Plan zu vereiteln. Auf der Zugfahrt macht sich Bond mit Vesper Lynd vom Schatzamt bekannt, die seine Einsätze verwaltet und ihm zunächst kritisch gegenübersteht. Unterstützung vor Ort erhalten sie durch Agent René Mathis. Mit Vesper geht Bond im weiteren Verlauf ein intimes Verhältnis ein.

Während einer Turnierpause wird Le Chiffre in seinem Hotelzimmer von Obanno abgefangen und bedroht. Als Letzterer mit seinen Handlangern das Zimmer verlässt, erkennen sie Bond, der gezwungen ist, sie auszuschalten und Obanno zu erwürgen. Zurück beim Poker verliert Bond eine hohe Summe nach einem Bluff Le Chiffres. Lynd als staatliche Schatzmeisterin ist nicht bereit, ihm weiteres Kapital zur Verfügung zu stellen. Als Bond den Entschluss fasst, Le Chiffre zu töten, tritt Turniergegner Felix Leiter an ihn heran. Er gibt sich als CIA-Mitarbeiter zu erkennen und stellt Bond seinen gesamten Einsatz zur Verfügung im Gegenzug für den Zugriff auf Le Chiffre.

An der Bar versetzt Le Chiffres Freundin Valenka Bonds Cocktail mit Fingerhut. Tödlich vergiftet schleppt sich Bond zu seinem Aston Martin und verabreicht sich ein Gegenmittel. Vor dem Zusammenbruch kann er sich noch einen mobilen Defibrillator anlegen, dessen Auslöser Vesper in letzter Sekunde betätigt. Zu Le Chiffres Überraschung kehrt Bond an den Spieltisch zurück und gewinnt schließlich 115 Mio. Dollar mit einem Straight Flush in der letzten Hand. Als Vergeltung lässt Le Chiffre Vesper vor Bonds Augen entführen. Die halsbrecherische Verfolgung endet abrupt, als Bond auf der Fahrbahn die gefesselte Vesper erkennt. Beim Ausweichen überschlägt sich sein Wagen, er verliert das Bewusstsein.

Bond erwacht als Gefangener Le Chiffres, der offenbart, dass Mathis als Doppelagent Bond hintergangen habe. Trotz Folter verweigert Bond den Kontozugang zum Turniergewinn und Le Chiffre beschließt schließlich, ihn zu töten. Doch da taucht Mr. White auf und erschießt Le Chiffre für dessen Versagen, verschont jedoch Bond und Vesper.

In einem Badeort erholen sich beide von der Folter. Das Preisgeld transferiert Bond auf ein Konto, das Vesper ihm angibt. Bond ist bereit, für eine gemeinsame Zukunft seinen Dienst zu quittieren. Er sendet via E-Mail seine Kündigung an M, um mit Vesper die Welt zu bereisen und das Leben zu genießen.

In Venedig verlässt Vesper das Hotelzimmer unter einem Vorwand. Währenddessen erfährt Bond, dass der Gewinn nie auf dem Konto des Schatzamtes eingegangen ist und stattdessen gerade in der örtlichen Bankfiliale abgehoben wird. Er folgt Vesper, die den Geldkoffer an einen Einäugigen übergeben will. Bond kann die bewaffneten Hintermänner ausschalten, doch Vesper entschuldigt sich bei Bond und schließt sich in einen vergitterten Fahrstuhl ein, der mitsamt dem Haus im Canal Grande versinkt. Bond kann sie zwar an die Wasseroberfläche bringen, aber ihren Tod nicht mehr verhindern. Von M erfährt er, dass Vespers Verrat mit der Entführung ihres algerischen Freundes erpresst wurde.

Bond kann das Geld über einen Hinweis auf Vespers Mobiltelefon zu Mr. White am Comer See verfolgen. Er schießt ihm in den Oberschenkel und stellt sich erstmals vollständig vor: „Mein Name ist Bond. James Bond.“

Kritik

Der Film wurde sehr wohlwollend aufgenommen. So waren 95 Prozent von 220 auf Rotten Tomatoes erfassten Kritiken positiv (Stand: Dezember 2012). Damit erzielte er dort die beste Quote in seinem Veröffentlichungsjahr.[41]

Besonderes Lob wurde Daniel Craig für seine Darstellung zuteil, laut Andreas Borcholte vom Spiegel schaffe Craig es, „jenes Virile, brutal Animalische zu verströmen, über das Sean Connery in seinen ersten Auftritten als Bond verfügte“.[42] Für Paul Arendt von der BBC ist Craig denn auch die Verkörperung von 007, wie Ian Fleming sie schuf: Ein „Schweinehund“. Als Peinlichkeit bezeichnete er aber den Titelsong von Chris Cornell.[43]

Andere Rezensenten lobten Casino Royale als den besten Bond seit dem Weggang von Sean Connery. Insbesondere der Verzicht auf einige der seit langem als unverzichtbar geglaubten James-Bond-typischen Klischees und Nebenfiguren wie Miss Moneypenny, Q oder dessen technischen Spielereien trügen beträchtlich zur Entschlackung und Modernisierung der Serie bei.[44]

Tim Adams vom Observer bemängelte die Unsicherheit der Filmemacher; beim Versuch, den Film rauer und wirklichkeitsnäher zu machen, sei alles andere in seiner Umgebung künstlicher geworden. So sei die Sequenz, in der Bond aus der Folter befreit wird, ins Komische abgerutscht.[45]

„Rasante, in Details durchaus raue Verfilmung des ersten James-Bond-Romans von Ian Fleming, die sich durch betonte Körperlichkeit und artistische Kabinettstückchen auszeichnet. Daniel Craig nimmt dem ‚neuen‘ Bond die versnobte Eleganz, verleiht ihm aber draufgängerische Sportlichkeit und eine psychologisch interessante Unberechenbarkeit.“

– Lexikon des internationalen Films[46]

„Mit knallharten Actionsequenzen und einer brutal-unterkühlten Atmosphäre gelang ‚Goldeneye‘-Regisseur Martin Campbell eine adrenalintreibende Wiederbelebung des beliebten MI6-Agenten, der zuletzt immer mehr zu einem hochgerüsteten Comic-Helden mutierte. Denn zum ersten Mal in seiner Agenten-Laufbahn wurde 007 mit einer ambivalenten Persönlichkeit ausgestattet, die von seelischen Abgründen, Zweifeln und zunehmender Gefühllosigkeit geprägt ist. […] Allein das Ende mit der etwas zu ausgiebig erzählten Liebesgeschichte zwischen Bond und seiner Kollegin Vesper Lynd (Eva Green) und einem zweiten, vergleichsweise unspektakulären Showdown wirkt unnötig in die Länge gezogen und nimmt der rasanten Terroristen-Jagd ein wenig das Tempo. Dennoch: Dieser 007 ist der härteste und glaubwürdigste seit „Liebesgrüße aus Moskau“.“

– Cinema[47]

„Martin Campbells knallharter Agenten-Action-Thriller ‚Casino Royale‘ übertrifft die hohen Erwartungen und glänzt mit einem – wider allen Spekulationen – exzellent besetzten Daniel Craig in der Doppel-Null-Rolle. Die raue Neuorientierung des Franchise ist mit mehr als Bravour geglückt.“

– Filmstarts[48]

Casino Royale wurde weiterhin bei den folgenden Auszeichnungen berücksichtigt:

 

 

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