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The Sixth Sense [ðə sɪksθ sɛns] (deutsch „Der sechste Sinn“) ist ein US-amerikanischer Spielfilm des Regisseurs M. Night Shyamalan aus dem Jahr 1999. Der Film wird dem Genre des Psychothrillers zugeordnet, weil die Spannung und der Horror nicht durch blutrünstige Monster oder Gewaltexzesse, sondern durch ein subtiles Bedrohungsszenario und eine Psychologie der Angst erzeugt werden.[1] Erzählt wird die Geschichte eines kleinen Jungen, der behauptet, tote Menschen zu sehen, und deshalb bei einem Psychologen in Behandlung ist. Der Film gilt mit seiner überraschenden, aber geschickt konstruierten Auflösung als eines der bekanntesten Beispiele für ein sogenanntes Twist-Ending.

Nachdem The Sixth Sense von den Kritikern überwiegend positiv aufgenommen worden war, erhielt der Film bei der Oscarverleihung 2000 sechs Nominierungen. Das weltweite Einspielergebnis betrug rund 670 Millionen US-Dollar.[2]

Die deutsche Erstausstrahlung im Free TV fand im November 2002 auf ProSieben statt.[3]

Inhalt

Handlung

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erfolgreiche Kinderpsychologe Dr. Malcolm Crowe wird von der Stadt Philadelphia für seine Verdienste geehrt. Während er dies mit seiner Frau feiert, wird das Paar im Schlafzimmer von einem Eindringling überrascht. Es stellt sich heraus, dass es sich um einen ehemaligen Patienten Crowes handelt, Vincent Grey, dem er als Kind nicht hatte helfen können, seine Ängste zu überwinden, die ihn bis heute quälen. Der verzweifelte, wahnsinnig gewordene Mann schießt auf Dr. Crowe und tötet sich anschließend selbst.

Im folgenden Jahr betreut Dr. Crowe den neunjährigen Cole, der ihn stark an seinen früheren Patienten Grey erinnert, weshalb ihn der Fall reizt. Cole scheint von großen Ängsten geplagt, die er niemandem anvertraut. Von seinen Klassenkameraden wird er als „Psycho“ gehänselt und gemieden. Seiner Mutter spielt er jedoch vor, er werde in der Schule akzeptiert. Trotzdem ist Coles Mutter wegen seiner Ängste verzweifelt. Auch Dr. Crowe scheint dem Jungen zunächst nicht helfen zu können. Als Cole zu einem Geburtstag eingeladen wird, wird er von anderen Kindern gemobbt und erlebt eingesperrt in einem Kämmerlein etwas, das ihn tief traumatisiert und ohnmächtig werden lässt. Im Krankenhaus sucht der Psychologe seinen kleinen Patienten auf und verspricht ihm, ihn nicht allein zu lassen. Cole verrät ihm daraufhin schließlich sein Geheimnis: „Ich sehe tote Menschen. Die sind wütend. Sie wissen nicht, dass sie tot sind.“

Zunächst glaubt Dr. Crowe ihm nicht und diagnostiziert Wahnvorstellungen, doch dann kommen ihm Zweifel, und als er noch einmal den Fall seines früheren Patienten Vincent Grey aufarbeitet, bemerkt er fremde Stimmen auf einer alten Tonbandaufnahme, die er während einer Sitzung mit diesem Jungen gemacht hatte. Er erkennt, dass Cole ihm die Wahrheit gesagt hat und auch sein ehemaliger Patient Vincent Tote gesehen oder gehört haben muss. Er rät Cole, keine Angst vor den Toten zu haben, sondern ihnen zuzuhören und zu versuchen, ihnen zu helfen. Das gelingt Cole erstmals im Falle der kleinen Kyra, die von ihrer eigenen Mutter allmählich vergiftet worden ist. Cole hilft dem toten Mädchen, den Mordfall für die Hinterbliebenen aufzudecken und zugleich Kyras jüngere Schwester als mögliches nächstes Opfer vor ihrer Mutter zu schützen. Von da an verändert sich sein Leben positiv. Es wird klar, dass die Menschen, die Cole sieht, sämtlich auf gewaltsame Weise gestorben sind und seine Hilfe brauchen, um mit ihrem Leben abschließen zu können.

Seitdem auf Dr. Crowe geschossen wurde, ist er von seiner Frau entfremdet. Die beiden sprechen nicht miteinander, nicht einmal an ihrem Hochzeitstag, als Crowe seine Frau verspätet in einem Restaurant trifft und sie bei seiner Ankunft geht. Dr. Crowe ist dadurch schwer belastet, auch weil er seine Frau dabei zu beobachten glaubt, wie sie sich allmählich in einen Arbeitskollegen verliebt und sich eine neue Beziehung anbahnt. Cole gibt ihm den Rat, dann mit seiner Frau zu sprechen, wenn diese gerade eingeschlafen sei. Umgekehrt legt der Psychologe dem Jungen nahe, dass auch dieser sich einem wichtigen Menschen anvertrauen solle. Daraufhin fasst Cole sich ein Herz und erzählt seiner Mutter, dass er Tote sehen kann und auch die Großmutter ihn manchmal besucht. Zunächst glaubt die Mutter ihrem Sohn nicht, doch als Cole ihr Geheimnisse erzählt, die nur sie selbst und die tote Großmutter kennen können, schließt sie Cole erschüttert, aber glücklich in ihre Arme.

Nachdem Dr. Crowes Frau beim Anschauen ihres Hochzeitsvideos eingeschlafen ist, versucht ihr Mann noch einmal, mit ihr zu sprechen; sie reagiert auf ihn und fragt ihn im Halbschlaf, warum er sie verlassen habe. Crowe ist verwirrt und beteuert, sie doch gar nicht verlassen zu haben, da fällt sein Ehering aus ihren Händen auf den Boden. Dadurch wird ihm klar, dass er selbst tot ist, seit Grey in jener Nacht auf ihn geschossen hat. Nur Cole konnte ihn sehen, genau wie die anderen Toten. Ihm wird nun auch klar, dass seine Frau um ihn trauert. Er akzeptiert daraufhin endlich seinen Tod und verlässt seine schlafende Witwe. Seine Aufgabe, Cole zu helfen und damit sein Versagen an Grey auszugleichen, sieht er als erfüllt an.

Form[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Handlung der Story ist in zwei parallel laufende Handlungsstränge gegliedert, die an vielen Stellen miteinander verknüpft sind. Der eine Handlungsstrang erzählt Coles Geschichte, wie sie seit der ersten Begegnung mit Malcom Crowe verläuft. Der andere Erzählstrang handelt, ohne dass der Betrachter es zunächst bemerkt, von Malcoms Geschichte seit jenem Abend, als er von seinem früheren Patienten erschossen worden ist. Beide Handlungsstränge für sich genommen werden aus der personalen Sicht geschildert. Da die Erzählweise neutral und wie die eines Beobachters verläuft, ist eine auktoriale Erzählerhaltung auszuschließen. Diese Parallelität zwischen den Handlungssträngen wird bis zuletzt aufrechterhalten, denn nachdem Cole seiner Mutter mitgeteilt hat, dass er Geister sehen könne, öffnet sich Malcom für die Realität und erkennt schlagartig, dass er selbst ein Geist ist, den seine Frau nicht sehen kann. Die Mutter und die Ehefrau dienen in dieser parabelartigen Erzählung als Projektion für die Hauptfiguren, um zur Selbsterkenntnis und damit zur Veränderung zu gelangen. Beide Hauptfiguren benötigen den jeweils anderen auf dieser Erkenntnissuche und gelangen durch das Einlassen auf den anderen zur Lösung.

Kritik

Veröffentlichung und Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Quelle Bewertung Rotten Tomatoes Kritiker [19] Publikum [19] Metacritic Kritiker [20] Publikum [20] IMDb [21]

Als The Sixth Sense in den Vereinigten Staaten von Amerika am 2. August 1999 in Philadelphia Weltpremiere feierte und am 6. August in den Kinos anlief, waren die Kritikerstimmen größtenteils positiv (86 % der gesammelten Kritiken auf Rotten Tomatoes).[19]

Der renommierte Filmkritiker Roger Ebert gab dem Film drei von vier möglichen Sternen und schrieb, er sei vom Ende des Films völlig überrascht gewesen. Die Szenen zwischen Cole und dem Psychologen würden dem Film „sein Gewicht geben“ und „ihn so überzeugend wie nur irgend möglich“ wirken lassen. Des Weiteren war er der Ansicht, The Sixth Sense habe ein ruhiges, hinterlistiges Selbstvertrauen, das der Film brauche, um die Zuschauer „bis ans Ende eines geheimnisvollen, faszinierenden Pfades zu führen“.[22] Die San Francisco Chronicle lobte die Schauspielerleistungen und meinte, Shyamalan baue gekonnt eine unheimliche Atmosphäre auf, die er aufrechtzuerhalten verstehe. Damit sei der Film besser als 90 % der Filme desselben Genres.[23]

James Berardinelli gab dem Film hingegen nur eineinhalb Sterne von vier möglichen und urteilte, das Drehbuch sei nicht „stark genug und wirksam“ und es gebe einen Mangel „an der inneren Kohärenz und Logik“. Zwar enthalte der Film einige interessante Ideen, die jedoch nicht genug in Erscheinung träten. Außerdem war er der Meinung, das „überraschende“ Ende des Films sei völlig vorhersehbar gewesen.[24]

Als der Film, der sich ganz in der Tradition von Filmen wie Rosemaries Baby, Ekel oder Das Omen hält[25], schließlich am 30. Dezember 1999 in Deutschland und am 5. Januar 2000 in Frankreich in die Kinos kam, waren die Urteile ebenfalls überwiegend positiv. Der Spiegel vertrat die Meinung, dass Shyamalans Werk „eine geradezu altkluge Stilsicherheit im Umgang mit den Darstellern wie in der Dosierung der Horrorelemente und eine sehr selbstbewusste, sehr konservative Eleganz des Spiels mit Licht und Schatten“ zeige und es eine Wohltat sei, Bruce Willis in der Rolle des Psychologen zu sehen.[7] Die knappe Kritik von Olivier Joyard in den Cahiers du Cinéma beschrieb den Psycho-Thriller hingegen als langweiligen und verschachtelten Film über das Übernatürliche.[26]

Das Lexikon des Internationalen Films urteilte, den Film zeichne – auch wenn er teilweise die Mittel des Horror-Kinos bemühe, um eine bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen – „sein betont ruhiger Erzählduktus und die unaufdringliche Bildsprache als ernsthafte und außergewöhnlich sorgfältig inszenierte Annäherung an das Thema der menschlichen Sterblichkeit aus“.[27] Heiko Rosner vom Filmmagazin Cinema schrieb, The Sixth Sense sei ein Klassiker des Genres. Dies sei ein wahrer Geisterfilm, dessen Horror selbstverständlicher Bestandteil der Normalität sei und der, anders als jeder Albtraum, kein erlösendes Erwachen kenne. Außerdem meinte er, der Film sei ein Horror-Kammerspiel, das an den frühen Roman Polański erinnere und durch das herausragende Zusammenspiel von Willis und Osment eine faszinierend schillernde „Shining“-Note erhalte.[28] Reclams Filmführer nahm den Film in seine Auswahl auf und war der Ansicht, Shyamalan habe einen Film geschaffen, der sanften Horror, Suspense und Poesie geschickt miteinander verbinde.[29]

Die Deutsche Film- und Medienbewertung in Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat wertvoll.

Publikumserfolg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

The Sixth Sense war der erfolgreichste Film 1999 nach Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung und befand sich auf der Liste der bis dato 100 kommerziell erfolgreichsten Filme.[30] Er spielte am Startwochenende in den Vereinigten Staaten rund 26,7 Millionen US-Dollar ein.[31] In der Bundesrepublik wurden in der Startwoche 1.006.235 Zuschauer gezählt,[32] was der erfolgreichste Start eines Shyamalan-Films in Deutschland ist.

Bei einem Budget von 40 Millionen US-Dollar konnte der Film weltweit rund 672,8 Millionen US-Dollar einspielen, davon circa 293,5 Millionen US-Dollar in den US-amerikanischen Kinos.[33] In Deutschland sahen den Film insgesamt 4,5 Millionen Besucher. Die Zuschauerwertungen in der Internet Movie Database fielen mit 8,1 von 10 Punkten eher positiv aus.[21]

Nachwirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

André Götz schreibt, The Sixth Sense habe mit seiner herbstlichen Farbskala, seinem getragenen Rhythmus und seiner offenen Melancholie in der Nähe zur Larmoyanz einen Tonfall für eine neue Welle von „ernsten, düsteren, erwachsenen Horrorfilm(en)“ in Hollywood gegeben.[34] Der Eindruck deckt sich mit Bernd Zywietzs Beobachtung: „Auf der anderen Seite hatte Shyamalans Film und Erfolg eine Welle von Filmen zur Folge, die auf der einen Seite den überraschenden Schluss zu kopieren suchten oder den positiven, humanistischen Ansatz im Übersinnlichen und seinem Genre nachspürten“.[35] Nennenswerte Filme sind The Others (2001), in dem sich Lebende als Geister entpuppen,[36] Dragonfly (2002) und The Mothman Prophecies (2002), die einen männlichen Protagonisten im Mittelpunkt stehen haben, der mit dem Verlust seiner Frau zu kämpfen hat, und in Echoes – Stimmen aus der Zwischenwelt (Stir of Echoes, 1999) wohnt der Zuschauer einem Ehezerfall bei.[34]

Auch Shyamalans Wiederbelebung des Plot Twists – von Medienwissenschaftlern gelegentlich als filmische Adaption der literarischen Technik des sogenannten unzuverlässigen Erzählens interpretiert[37] – hatte eine Menge Filme mit überraschenden Enden zur Folge: The Gathering (2002), Dead End (2003) und Lost Things (2003).[36]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

The Sixth Sense wurde mit 32 Filmpreisen ausgezeichnet und für 37 weitere nominiert.[38] So bekam der Film unter anderem sechs Oscar- und vier BAFTA-Nominierungen. Die folgende Liste gibt einen Überblick der verschiedenen Auszeichnungen und Nominierungen.

Oscarverleihung 2000

Golden Globe Awards 2000

British Academy Film Awards 2000

Screen Actors Guild Awards 2000

Satellite Awards 1999

Saturn Awards 2000

MTV Movie Awards 2000

Blockbuster Entertainment Awards 2000

ASCAP Film and Television Music Awards 2000

Empire Awards 2000

Bram Stoker Awards 2000

Broadcast Film Critics Association Awards 2000

Chicago Film Critics Association Awards 2000

Teen Choice Awards 2000

Science Fiction and Fantasy Writers of America Awards 2000

Writers Guild of America Awards 2000

 

 

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