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Good Bye, Lenin! ist ein deutscher Spielfilm von Wolfgang Becker aus dem Jahr 2003. Familien- und Zeitgeschichte miteinander verbindend, erzählt er von einer Frau, die im Koma die Wende „verschläft“. Nachdem sie wieder aufwacht, gaukelt ihr Sohn ihr vor, sie lebe nach wie vor in der „alten“ DDR.[3]

Die Tragikomödie mit Daniel Brühl und Katrin Sass in den Hauptrollen wurde zur Berlinale 2003 uraufgeführt und hatte außerordentlichen Erfolg im In- und Ausland, beim Publikum wie bei der Kritik. Good Bye, Lenin! erhielt zahlreiche Preise, unter anderem den Felix und den französischen César, beide in der Kategorie „Bester europäischer Film“.

Inhalt

Handlung

Die vierköpfige Ost-Berliner Familie Kerner führt ein intaktes, scheinbar glückliches Leben – bis zum Sommer 1978, als der Vater sich in den Westen absetzt. Seine Frau Christiane reagiert mit einer schweren Depression. Nach acht Wochen Psychiatrie kehrt sie jedoch „wie verwandelt“ zu ihren Kindern Ariane (13) und Alexander (Alex, 10) zurück. Fortan geht sie auf in ihrer Rolle als Mutter und Grundschullehrerin – und nicht zuletzt als Sozialistin, indem sie unermüdlich versucht, im Alltag Gutes zu tun. Am 7. Oktober 1989 folgt sie, als „verdienstvolle Persönlichkeit“, einer Einladung zum Festakt anlässlich des 40. Jahrestages der DDR im Palast der Republik. Zur gleichen Zeit schließt Alex sich einer Demonstration für mehr Freiheit an, die die Volkspolizei brutal auflöst. Durch Zufall sieht Christiane, wie Alex festgenommen wird, und er, wie sie kollabiert. Aus den Fängen der Stasi entlassen, erfährt Alex, dass seine Mutter einen Herzinfarkt erlitten hat und im Koma liegt – mit völlig ungewisser Prognose.

Vom Mauerfall, der Abdankung der alten Parteiriege und dem Einzug des Kapitalismus in Ost-Berlin erfährt sie ebenso wenig wie von den Veränderungen im Leben ihrer Kinder. Ariane, selbst schon Mutter, gibt ihr Studium auf zugunsten eines Jobs bei Burger King und verliebt sich in ihren Chef Rainer, der bei den Kerners einzieht. Die PGH von Alex wird abgewickelt; als gelernter Fernsehmonteur wird er übernommen von einer Firma, die Satellitenschüsseln vertreibt und ihre Mitarbeiter per Los zu Ost/West-Paaren zusammenschließt. Alex glaubt fest an die Wiedergenesung seiner Mutter. Dass er sie fast täglich besucht, liegt allerdings auch an der jungen sowjetischen Krankenschwester Lara, in die er sich verliebt. Bei ihrem ersten Kuss, im Juni 1990, wacht Christiane unerwartet auf. Die Ärzte warnen, schon die kleinste Aufregung könne für sie tödlich sein. Um sie zu schonen, flunkert Alex ihr vor, sie sei an einem heißen Oktobertag beim Einkaufen zusammengebrochen. Und als sie nach Hause möchte, verspricht er spontan, ihren Wunsch zu erfüllen – überzeugt, sie dort besser abschirmen zu können vor der Realität, die sie, wie er glaubt, nicht verkraften würde.

Die Illusion, die er in Szene setzt, beginnt damit, dass er ein Zimmer ihrer bereits verwestlichten Plattenbauwohnung für seine bettlägerige Mutter so exakt wiederherrichtet, dass sie feststellen kann, es habe sich „gar nichts verändert“. Aus dem Warensortiment verschwundene DDR-Produkte, die sie liebt – allen voran Spreewaldgurken –, täuscht er vor, indem er alte Verpackungen und Gläser aus Mülltonnen fischt, sie reinigt und mit Westinhalten füllt. Ihren Wunsch fernzusehen realisiert er mit Hilfe seines neuen Kollegen Denis, eines ambitionierten Amateurfilmers, der ihm Videos von alten DDR-Sendungen – vor allem der Aktuellen Kamera – sowie ein Abspielgerät besorgt. Dennoch kommt es zu größeren Komplikationen. Einmal sieht Christiane, wie auf der gegenüberliegenden Hauswand ein riesiges Coca-Cola-Banner entrollt wird, ein anderes Mal wagt sie sich eigenmächtig auf die Straße und begegnet dort nicht nur Autos, sondern auch Neuankömmlingen aus dem Westen. Daraufhin drehen Alex und Denis gefälschte Nachrichtensendungen, in denen sie die Wirklichkeit immer kühner umdeuten. Ariane und Lara drängen Alex, der Mutter endlich reinen Wein einzuschenken.

Ein Ausflug auf die Familien-Datsche bietet dazu eine günstige Gelegenheit, doch Christiane kommt ihnen zuvor, indem sie ihre eigene Lebenslüge beichtet: Die Republikflucht des Vaters war mit ihr abgesprochen; sie sollte mit den Kindern legal, per Ausreiseantrag, nachkommen; vor den zu erwartenden Repressionen habe sie dann aber Angst gehabt, vor allem davor, dass man ihr die Kinder wegnehmen könnte. Ihr sehnlicher Wunsch, ihren „lieben Robert“ noch einmal wiederzusehen, erfüllt sich: Ariane findet die Briefe von ihm mit seiner West-Berliner Adresse; Alex sucht ihn dort auf und bewegt ihn zum Kommen, noch dazu, da Christiane nach einem zweiten Herzinfarkt im Sterben liegt. Dass Lara sie zuvor über die veränderten politischen Verhältnisse aufgeklärt hat, entgeht Alex. So inszeniert er für seine Mutter einen letzten großen Coup und dreht mit Denis ein weiteres Fake, worin er Erich Honecker als Staatsratsvorsitzenden zurücktreten und durch Sigmund Jähn ersetzen lässt, sein persönliches Idol seit Kindertagen. Für diese Rolle gewinnt er den Taxifahrer, der ihn nach West-Berlin gefahren hatte und der Jähn zum Verwechseln ähnlich sieht. Dessen Antrittsrede gipfelt in der Erklärung, die DDR habe ihre Grenzen geöffnet, worauf Bilder vom tatsächlichen Mauerfall folgen, die so geschnitten sind, dass sie zum Kommentar passen, nun würden die Bundesbürger in die DDR drängen. Auch das reale Feuerwerk um Mitternacht, das die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990 feiert, hat Alex bedacht, als er zuvor den Abreißkalender manipulierte: Er zeigt den 7. Oktober, den 41. Jahrestag der DDR.

Drei Tage später stirbt Christiane. Im Beisein einer kleinen Trauergemeinde schießt Alex ihre Asche in einer alten Spielzeugrakete vom Hausdach aus in den Nachthimmel – überzeugt, für seine Mutter bis zum Schluss die Illusion aufrechterhalten zu haben von einem Land, „an das sie geglaubt hatte“ und das es gleichwohl „in Wirklichkeit nie so gegeben hat“.[4]

Kritik

Uraufgeführt wurde Good Bye, Lenin! auf der Berlinale 2003. Er lief im Wettbewerb um den Goldenen Bären, gewann allerdings nur den Blauen Engel, der für den besten europäischen Film vergeben wurde.[20] In den deutschen Kinos startete Good Bye, Lenin! bereits vier Tage später, am 13. Februar 2003, im europäischen Ausland fast ausnahmslos noch im gleichen Jahr, in Übersee mehrheitlich im Jahr darauf.

Die Erstausstrahlung im deutschen Free-TV erfolgte am 6. März 2006 um 20:40 Uhr auf Arte. Die Ausstrahlung verfolgten 2,8 Millionen Zuschauer, davon 1,1 Millionen französische Zuschauer. Der Marktanteil lag bei 5,2 Prozent.[21]

National[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das deutsche Feuilleton, das die Weltpremiere von Good Bye, Lenin! auf der Berlinale begleitete, urteilte zunächst überwiegend reserviert. Das bezeugen die auf filmspiegel.de versammelten Noten durch seriöse Blätter wie FAZ und Zeit: zweimal „sehenswert“, sechsmal „zwiespältig“, einmal „uninteressant“.[22] Die Verbalurteile durch Kritiker „aus dem Osten“ fielen noch deutlich negativer aus: „Die DDR wird Spekulationsobjekt“ (Jana Hensel),[23] „gründlich vergeigt“ (Renate Holland-Moritz), „armselig“, „Affentheater“ und „Publikumsverarschung“ (Anke Westphal).[24] Eine der wenigen lobenden Stimmen kam von Gunnar Decker (Neues Deutschland): „Wolfgang Becker, der Westler, macht einen vielschichtigen Film über die Psychologie des Ostens. Über unsere falschen Vorstellungen und echten Träume. Für diesen Film bin ich dankbar, denn er ist voller unsentimentaler Genauigkeit. So erst wird Poesie möglich. Endlich ein gesamtdeutscher Ost-Film, der frei atmet.“[25]

Der Filmkritik hatte Good Bye, Lenin! jedenfalls nicht seinen imposanten Start in den deutschen Kinos zu verdanken: Änderung ersten Wochenende 375.474 Zuschauer und Platz 3, sieben Tage später 502.201 Besucher und damit Rang 1 – eine Position, die der Film in den folgenden vier Wochen verteidigte.[24] Zuschauer gaben nach dem Kinobesuch zu Protokoll, sie seien mit falschen Vorstellungen in den Film gegangen; ein „Teeniemovie zum bloßen Ablachen“ hatten sie erwartet und stattdessen einen berührenden Film gesehen, der die Generationen versöhne, Ost und West gleichermaßen anspreche. (Im Vergleich zu Sonnenallee, der im Osten wesentlich besser ankam als im Westen, waren die Besucherzahlen für Good Bye, Lenin! überall gleich gut.)[24] Auch die Politik reagierte: Auf Einladung von Kulturstaatsministerin Christina Weiss schauten sich rund 250 Bundestagsabgeordnete (quer durch alle Parteien) den Film am 2. April 2003 gemeinsam im Ostberliner Kino International an – ein bis dahin einmaliger Vorgang.[24][26] In seinem Erscheinungsjahr zog Good Bye, Lenin! allein in Deutschland mehr als 6 Millionen Besucher an, was Platz 1 bedeutete unter den einheimischen Produktionen; in der Gesamtbilanz seit Beginn der Zuschauerzählung 1968 rangiert er damit unter den zehn erfolgreichsten deutschen Filmen.

Mit dem Erfolg beim Publikum änderte sich auch der Tenor der Filmkritik. So beschloss die Feuilletonredaktion der Welt Ende Februar, die vollbesetzten Berliner Kinosäle aufzusuchen, um sich dort ein (zweites) Bild zu machen. Statt Dauergelächter registrierte man Betroffen- und Ergriffensein, man sah einen „ziemlich traurigen, ziemlich allgemeingültigen Film über das Zerplatzen von Lebensentwürfen“, einen „Film über eine gemeinsame deutsche Geschichte“ und traute ihm gar die Kraft einer Solidarisierung zwischen Deutschland Ost und West zu: „Es fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl, wenn man sich in der Mitte treffen kann, die einen leidend unter dem Verlust ihrer sozialistischen Utopie, die andern unter der Erosion ihres Wirtschaftswunderwohlstands.“[27] Thomas Brussig, Autor von Helden wie wir, einem der ersten erfolgreichen Wenderomane, meinte, der Film treffe einen Nerv, indem er eine Leerstelle fülle: „Einen Abschied von der DDR, so wie man von einem Menschen Abschied nimmt, eine Trauer – das hat es im Herbst 90 einfach nicht gegeben. Das war eine so rastlose, vorwärts hastende Zeit, da war gar kein Platz mehr für so etwas wie Sentimentalitäten.“[28] Dennoch kamen die Vorbehalte, denen der Film anfangs begegnet war, immer aufs Neue zum Vorschein, wenn er gegen sie verteidigt wurde: „Good Bye, Lenin! ist kein heimwehkranker Retrofilm“, erklärte Claudia Rusch, die wie Brussig ihre DDR-Herkunft schriftstellerisch verarbeitet hatte (Meine freie deutsche Jugend), „sondern ein feinsinniges und liebevolles Stück über Menschen in einer Ausnahmesituation. Wenn überhaupt, wird davon erzählt, was dieser Staat hinterlassen hat im Leben seiner Bürger.“[29]

International[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Good Bye, Lenin! wurde in insgesamt 64 Länder verkauft. Fast überall war er kommerziell erfolgreich (unter ganz verschiedenen Bedingungen), erhielt zahlreiche Preise und brach auch den einen oder anderen Rekord. In Großbritannien beispielsweise gelang Good Bye, Lenin! als erstem deutschen Film ein Einspielergebnis von über einer Million Pfund. „Der witzigste Film aus Deutschland seit einem Jahrhundert“, befand die Times in einem Land, in dem Humorlosigkeit zu den medialen Standardvorurteilen gegenüber den Deutschen gehört, und die Sunday Times legte nach: „Good Bye, Lenin! ist der beste britische Film, der nicht von Briten gemacht wurde, seit Billy Elliot.“[24] In Spanien zog Good Bye, Lenin! rund eine halbe Million Besucher an, in Frankreich gar eineinhalb; dort blieb der Film elf Wochen in den Top Ten und lief in einigen Kinos 32 Wochen ohne Unterbrechung. Skepsis seitens der Kritik musste Good Bye, Lenin! in Frankreich nicht überwinden; stattdessen lobte man den Film allenthalben für „die subtile Komplexität und historische Intelligenz“ (Jorge Semprún), als „fröhlich und melancholisch, manchmal bitter“ (Le Monde) sowie als „eine sarkastische, aber nicht nostalgische Komödie über die Fehlschläge der deutschen Wiedervereinigung“ (Libération).[24] Good Bye, Lenin! sei in unserem Nachbarland auf eine besondere „Befindlichkeit“ getroffen und als ein Stück „Trauerarbeit“ über den Untergang der sozialistischen Alternative, der auch in Frankreich viele anhingen, verstanden worden – dies als ein weiterer Grund für die außerordentliche Resonanz.[30]

Ähnlich wird dieses Phänomen auch von Kritikern aus dem ehemaligen „Ostblock“ beurteilt. Das westliche Publikum habe länger an den Mythos vom sozialistischen Glück geglaubt, meinte Tadeusz Sobolewski (Gazeta Wyborcza) und tadelt den Film dafür, dass er dem Zuschauer „das Recht auf nostalgischen Selbstbetrug“ gewähre. Bei der russischen Premiere von Good Bye, Lenin!, die im Rahmen des Moskauer Filmfestivals im Puschkinski, dem größten Kino der Stadt, über die Bühne ging, soll die Titelszene, in der die Lenin-Statue am Seil des Hubschraubers über die Leinwand schwebt, ein „Seufzen“ in dem mit 1500 Menschen voll besetzten Saal ausgelöst haben. Die teils euphorischen Kritiken, die nachfolgten, bescherten dem Film auch einen beachtlichen Erfolg an den Kinokassen. In noch kommunistisch regierten Ländern konnte der Film bestenfalls auf Festivals gezeigt werden: In Hanoi war nicht einmal das möglich, weshalb das dortige Goethe-Institut mit einer hauseigenen Vorführung einsprang; in Shanghai nur mit der Auflage, den Titel zu ändern in „Bianqian“ („Wandel“); in Havanna kam es zu Tumulten, weil noch gut tausend Besucher in den vollbesetzten Saal drängten.[24]

In den USA wurde Good Bye, Lenin! der Erfolg besonders schwer gemacht. Die Behörden stuften den Film als „politisch und moralisch bedenklich“ ein; die Wertung R wie „Restricted“ bedeutete, dass Minderjährige unter 17 Jahren ihn nur in Begleitung Erwachsener sehen durften. Er enthalte „kommunistische Gewalttätigkeit“, hieß es in der Begründung, und „postkommunistische Nacktheit“.[24] Auch die Rezensenten sahen sich veranlasst, den Film zuallererst einer politischen Gewissensprüfung zu unterziehen. Für künstlerisch gelungen hielten ihn nur wenige; mehrfach wünschte man sich Billy Wilder als Regisseur.[24] Starkritiker Roger Ebert meinte, Good Bye, Lenin! sei voller „Anspielungen, die wir nicht richtig verstehen“.[31] David Denby (The New Yorker) hingegen verstand die „Gemeinschaft“, die Alex zur Erhaltung seiner Lüge um sich schart, als exemplarisch für den „kommunalen Humanismus, den das System eigentlich auf nationaler Ebene hätte erzeugen sollen“.[32] Ähnlich wie in Deutschland wurde der Kinostart in den USA nicht mit feuilletonistischen Vorschusslorbeeren bedacht. Dennoch setzte sich Good Bye, Lenin! schon am ersten Wochenende an den Kinokassen durch (57.968 $) und belegt insgesamt Rang 6 unter den erfolgreichsten deutschen Filmen in den USA.[22]

Spätere Bewertungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

"Gibt es ernst zu nehmende Gründe für das Unbehagen, das aus der Erstrezeption durch die deutsche Filmkritik spricht?" Dieser Frage geht Kerstin Cornils 2008, also fünf Jahre nach Erscheinen von Good bye, Lenin!, in ihrem Essay „Die Komödie von der verlorenen Zeit“ nach. Sie weist zunächst darauf hin, dass der Film genau in jenem „vergessenen Jahr“ (Stefan Arndt) zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung spiele, als der Widerstand der deutschen Linken gegen den „alternativlosen“ Weg zum wiedervereinten deutschen Staat am stärksten war, und dass er den später verdrängten „linken Einspruch“ noch einmal erhebe, indem er Alex mit der Inszenierung seiner „Privat-DDR“ den „temporalen Ruheraum“ schaffen lasse, den die Linke sich seinerzeit ersehnt habe. Das anfängliche Unbehagen der deutschen Feuilletonkritik gegenüber Good bye, Lenin!, so Cornils These, habe einen guten Grund: Zwar biete der Film eine linke Utopie an, bleibe aber auf halbem Wege stehen. Aus ihrer Sicht hätte die Komödie bis zum Schluss dominieren müssen. Dass das deutsche Feuilleton dies nicht ebenso klar artikuliert habe, erschließt sich ihr aus der Skepsis, die es speziell gegenüber der deutschen Filmkomödie hege. Dadurch verkenne man das Potenzial, das dem Genre generell innewohne: Es fokussiere auf „das Ausgegrenzte, das Andere, die Systemalternative“. Dies ist auch der Punkt, an dem Cornils ihre Kritik an Becker festmacht. Er habe die Chance, Christiane „konsequent als Stellvertreterin einer utopischen DDR“ zu zeichnen, versäumt; indem er ihr Lebensende vom Ende der DDR abhängig macht, werde in seinem Schlusstableau die Komödie durch die Tragödie verdrängt.[33]

2010 reihte die Deutsche Welle Good bye, Lenin! unter die 25 Klassiker der deutschen Filmgeschichte ein. In der Begründung heißt es: „Mit Good bye, Lenin! schuf Regisseur Wolfgang Becker vielleicht den ultimativen Film zur Wende in Deutschland. Anders als andere Filme verspottet er den Osten nicht und er macht sich auch nicht auf zynische Weise lustig über die aus westlicher Sicht hinterwäldlerischen DDR-Bewohner. Vielmehr strahlt Good bye, Lenin! eine liebevolle Wärme und Menschlichkeit aus, die beim Publikum seinerzeit besonders gut ankam – im Westen wie im Osten. Good bye, Lenin! ist auch eine außergewöhnliche Komödie über die Liebe eines Sohnes zu seiner Mutter. Daniel Brühl und Katrin Sass sind in ihren Rollen mal hinreißend komisch, dann wieder rührend, ja sogar tragisch. Wolfgang Beckers Film zeigt aber auch ganz heiter-melancholisch, dass die DDR, obwohl sie eine sozialistische Diktatur war, für zigtausend Menschen eine Heimat war, die ihnen plötzlich mit dem Fall der Mauer genommen wurde.“[34]

Die Kritikerin Karen Krizanovich sieht in diesem Film mehr als „exzellente[n] Slapstick und herrliche[r] Satire“: Während der Film keine Sekunde behaupte, in der DDR hätte es sich gut leben lassen, so zeige er, was in der „Welle des Kapitalismus“ verlorengegangen sei. Für den Schutz der Mutter vor der Realität durch Alex deutet die Kritikerin, sei Alex Wunsch, sich selbst vor unangenehmen Wahrheiten zu schützen (dass sein Vater aus dem Osten geflohen ist), verantwortlich.[14]

Einspielergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der kommerzielle Erfolg von Good Bye, Lenin! steht außer Frage. Den geschätzten Produktionskosten von 4,8 Millionen US-Dollar steht ein Gesamtgewinn von 79,3 Millionen US-Dollar gegenüber.[35] Davon entfielen 41,5 Millionen, also gut die Hälfte, auf die deutschen Kinos. Im Vergleich dazu setzte Das Leben der Anderen (2006) rund ein Viertel an den deutschen Kinokassen um, bei einem ähnlich guten Gesamtergebnis weltweit (77,4 Mio.). Hingegen blieb der Erfolg von Sonnenallee (1999), dem Good Bye, Lenin! in puncto Thema und Genre näher steht, weitestgehend auf Deutschland beschränkt.[36]

Quelle Bewertung Rotten Tomatoes Kritiker [37] Publikum [37] Metacritic Kritiker [38] Publikum [38] IMDb [39] Land Einwohner
in Millionen Einspielergebnis
in Mio. USD Eintritte
in Millionen Deutschland 83 41,45 6,57 Österreich 9 0,96 0,14 Schweiz 8 2,29 0,24 Niederlande 17 1,88 0,24 Frankreich 67 8,65 1,54 Spanien 47 2,91 0,51 Vereinigtes Königreich 66 2,02 0,21 Italien 60 1,74 0,42 übriges Europa 4,0 Europäische Union gesamt 10,63 Vereinigte Staaten 330 4,06 0,65 Rest der Welt 9,36

 

 

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