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8 Frauen (Originaltitel: 8 femmes) ist eine französische Filmkomödie mit Krimi-, Melodram- und Musical-Elementen aus dem Jahr 2002, für die Regisseur François Ozon einige der bekanntesten französischen Schauspielerinnen zusammen auf die Leinwand brachte. Als literarische Vorlage diente das Theaterstück Huit femmes von Robert Thomas. Der Film wurde auf der Berlinale gefeiert und erhielt unter anderem einen Silbernen Bären für das Darstellerensemble, das auch mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet wurde. In Frankreich gehörte 8 Frauen zu den zehn erfolgreichsten Filmen des Jahres. Auch in Deutschland sahen mehr als eine Million Zuschauer den Film in den Kinos.

Inhalt

Handlung

An einem verschneiten Morgen in einem französischen Ort während der 1950er Jahre: Suzon, die in England studiert, kehrt über Weihnachten nach Hause zurück. Ihre Mutter Gaby hat sie vom Bahnhof abgeholt und führt sie ins abgelegene Haus der Familie. Dort wird Suzon von ihrer Großmutter Mamy, ihrer jüngeren Schwester Catherine, von der Köchin Madame Chanel sowie von ihrer Tante Augustine und dem neuen Hausmädchen Louise empfangen. Lediglich Suzons Vater Marcel – der einzige Mann im Haus –, dessen Geschäfte in letzter Zeit schlecht laufen, lässt sich nicht blicken. Als Louise ihm sein Frühstück aufs Zimmer bringen will, entfährt ihr ein gellender Schrei, denn der Hausherr liegt tot in seinem Bett mit einem Messer im Rücken.

Aus Angst, der Mörder könne zurückkehren, um eventuelle Spuren zu verwischen, schließt Catherine das Zimmer des Toten ab. Der Versuch, die Polizei zu rufen, scheitert, weil das Telefonkabel durchtrennt wurde. Auch das Auto springt nicht an. Die Frauen sehen sich daher gezwungen, selbst den Mörder zu finden. Aufgrund des vielen Schnees, der das Verlassen des Anwesens unmöglich macht, wird ihnen klar, dass eine von ihnen den Mord begangen haben muss.

Überraschend trifft schließlich auch Pierrette, die Schwester des Opfers, ein. Sie habe einen mysteriösen Anruf erhalten und sich deshalb zum Ort des Geschehens begeben. Die anwesenden Damen beginnen nun, sich gegenseitig zu verhören. Wie sich herausstellt, hatten alle acht Frauen ein Mordmotiv und zudem die Gelegenheit zur Tat. Jede von ihnen versucht durch Lügen und Schweigen vergeblich, ihre jeweiligen Geheimnisse – Giftmord, lesbische Neigungen, Schwangerschaft, unerwiderte Liebe und außereheliche Affären – zu bewahren.

Mit gegenseitigen Anschuldigungen, Zickereien und Handgreiflichkeiten heizt sich die Stimmung im Haus auf, bis Catherine schließlich die Situation aufklärt und den wahren Ablauf des vorangegangenen Abends schildert: Nachdem alle anderen Frauen Marcel in der Nacht zuvor aufgesucht und ihn – angesichts seiner eigenen finanziellen Schwierigkeiten – mit Forderungen und Geständnissen viele Nerven gekostet hatten, inszenierte Catherine mit ihrem Vater den Mord, um ihm vorzuführen, wie egoistisch und habgierig „seine“ Frauen hinter ihren Fassaden sind. Marcel wurde nicht ermordet; er befand sich die ganze Zeit quicklebendig in seinem Zimmer, von wo aus er die Gehässigkeiten der Frauen untereinander miterleben konnte. Als Catherine das Zimmer ihres Vaters aufschließt, hält sich dieser eine Pistole an den Kopf und erschießt sich zum Entsetzen aller acht Frauen.

Kritik

Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

8 Frauen wurde am 8. Januar 2002 in Frankreich uraufgeführt und dort ab dem 6. Februar 2002 in den Kinos gezeigt. Die Deutschlandpremiere fand am 9. Februar 2002 auf der Berlinale statt, wo der Film am Wettbewerb um den Goldenen Bären teilnahm und das Ensemble der Darstellerinnen mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde. Es folgten einige weitere Filmfestivals, wo die Filmkomödie vorgestellt wurde, wie etwa das Toronto International Film Festival. Am 11. Juli 2002 ging 8 Frauen in den allgemeinen deutschen Verleih. Bis November desselben Jahres lockte der Film mit 270 Kopien 1.429.767 Zuschauer in die Kinos und war damit nach Asterix & Obelix: Mission Kleopatra 2002 der zweiterfolgreichste französische Film an den deutschen Kinokassen.[15] Die Jury der Deutschen Film- und Medienbewertung verlieh dem Film das Prädikat „Besonders wertvoll“ mit der Begründung:

„Der Plot ist dabei weniger wichtig als die Inszenierung, die leicht und locker mit Klischees und selbst mit problematischen Themen wie Gier, Mord, Intrigen und den machtpolitischen Strukturen innerhalb von Familien umgeht. […] Insbesondere das Design, die Kamera, die Farbgebung und die Mode harmonieren in diesem melodramatischen und zugleich satirischen Kammerspiel geradezu perfekt.“

– Deutsche Film- und Medienbewertung[16]

Allein in Deutschland spielte der Film mit 7,85 Millionen Euro fast die Produktionskosten von etwa acht Millionen Euro wieder ein. In Frankreich gehörte 8 Frauen mit 3.711.394 Besuchern zu den zehn erfolgreichsten Filmen des Jahres und erzielte dort ein Einspielergebnis von circa 14,7 Millionen Euro.[17][18] In den Vereinigten Staaten spielte der Film rund 3,1 Millionen Dollar ein. Das gesamte Einspielergebnis belief sich auf knapp 32,5 Millionen Euro und war damit mehr als viermal so hoch wie das Budget.[19]

Auch die Kritiker zeigten sich größtenteils euphorisch, lobten vor allem das Ensemble, die Farben und Kostüme sowie die zahlreichen Filmzitate und die Selbstironie des Films. Die Künstlichkeit der Handlung und der Kulissen wurde in einigen Kritiken hervorgehoben, jedoch im Hinblick auf die Parodie-Elemente zumeist positiv bewertet. 8 Frauen wurde in der Folge in zwölf Kategorien, darunter als Bester Film, für die Beste Regie und das Beste Drehbuch, für den französischen Filmpreis César nominiert, ging aber aufgrund der starken Konkurrenz von Filmen wie Roman Polańskis Der Pianist in allen Kategorien leer aus. Bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises konnte sich der Film bei sechs Nominierungen in der Kategorie Beste Darstellerin mit seinem Star-Ensemble durchsetzen.

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für das Lexikon des internationalen Films war 8 Frauen eine „[m]itreißende Melange aus trivialem Krimi, Drama, Musical, Satire und Porträtstudie“, in der „acht faszinierende Darstellerinnen […] virtuos mit ihrer jeweiligen Ausstrahlung spielen“. Herausgekommen sei „[e]in betont antinaturalistisches, subtil und stilsicher inszeniertes Spiel voller kluger Anspielungen auf die Filmgeschichte“.[1] Oliver Hüttmann sprach im Spiegel von einem „köstlichen Zickenreigen voller cineastischer Zitate“, bei dem unter der Regie von Ozon „die besten Schauspielerinnen Frankreichs zu Hochform auflaufen“ würden. Der Film sei „kurzweiliger Sarkasmus, kunstvoll dirigiert, und irgendwie auch sehr komischer Cineasten-Trash“.[20]

Tobias Kniebe von der Süddeutschen Zeitung pries 8 Frauen in seiner Rezension als „Exzess der Künstlichkeit im Dienst der Wahrheit“ und als „Feuerwerk an Starpower, das die Panzer seiner Stars durchbricht“. Der Film werfe einen „gnadenlose[n] Blick auf die Frauen, der vor allem von Liebe erzählt“. Entstanden sei „ein Rätsel, ein Kinowunder, ein flamboyant gelungener Film“.[7] Auch Der Tagesspiegel war voll des Lobes über den Film: „Perfekt, stilsicher, antinaturalistisch, zitatenreich und durch und durch originell. Er wird seinen Siegeszug durch die Kinos antreten, nicht nur in Frankreich.“[21]

Gunter Blank von der Welt fand hingegen, dass der Film „mit pompöser Inszenierung und unzähligen Anspielungen auf die Filmgeschichte“ wie ein „schwer bemühter Kunstfilm“ wirke. Sein „Reiz“ beruhe am Ende darauf, „den Diven des französischen Kinos beim Chargieren zuzuschauen“.[22] Die Filmzeitschrift Cinema merkte ebenfalls kritisch an, dass im Film „[e]ine klassische Agatha-Christie-Situation […] zur Technicolor-bunten Krimikomödie mit Gesangseinlagen verkitscht“ worden sei, und verglich das Verhalten der Protagonistinnen mit dem von „Transvestiten vor dem großen Auftritt“. Die „Liebes- und Männerprobleme“ der Frauen seien „förmlich aus einem Douglas-Sirk-Melodram“. Zusammenfassend meinte Cinema: „Wer Realität sucht, findet exaltierte Künstlichkeit, statt echter Gefühle beherrscht Make-up die Szenerie.“[23] Das Urteil von Kino.de fiel wiederum sehr positiv aus: „Herrlich bonbonfarbenes Musical von Frankreichs Regiewunderkind François Ozon, der die Tradition von Jacques Demy mit Elementen von Agatha Christie und Douglas Sirk belebt.“[24]

In den Vereinigten Staaten bezeichnete Lisa Nesselson von Variety den Film als „Fest der Zicken mit großartigen Kostümen“.[25] A. O. Scott von der New York Times zufolge sei die Krimikomödie „unentschuldbar zynisch, sogar grotesk, aber auch purer – das heißt unschuldiger und unverdorbener – Spaß“.[26] Der Filmkritiker Roger Ebert schrieb in der Chicago Sun-Times, dass der Film augenzwinkernd „eine Parodie auf überproduzierte Hollywood-Musicals“ sei, dessen „Künstlichkeit […] so vergnüglich“ daherkomme, „dass man nicht überrascht ist, wenn das erste Lied beginnt, da es 8 Frauen in keiner Weise mit Mord, der Handlung oder sonst irgendetwas ernst meint“.[27]

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
César

Nominiert:

Europäischer Filmpreis

Gewonnen:

Nominiert:

Chicago Film Critics Association Award
Chlotrudis Award
Étoile d’Or
GLAAD Media Award
Golden Reel Award
Internationale Filmfestspiele Berlin
National Board of Review Award
Online Film Critics Society Award
Prix Lumières
Russian Guild of Film Critics

 

 

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