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Handlung

In Maine um die Zeit des Zweiten Weltkrieges leitet der Arzt Dr. Wilbur Larch ein abgelegenes Waisenhaus in dem kleinen Ort St. Cloud’s und betreibt darin auch eine gynäkologische Praxis. Dort kommt Homer Wells zur Welt. Nach zwei gescheiterten Adoptionsversuchen wird das Waisenhaus seine Heimat. Dr. Larch ist allen Kindern im Haus ein liebevoller Ersatzvater, doch wächst zwischen ihm und Homer eine besondere Beziehung. Homer geht Dr. Larch in der Klinik zur Hand und bekommt so eine gute handwerklich-medizinische Ausbildung. In der Klinik werden einerseits Frauen entbunden, die ungewollt schwanger sind und das Kind abgeben müssen. Andererseits führt Dr. Larch illegal auch Abtreibungen durch und begründet das damit, dass jede Frau frei darüber entscheiden sollte, ob sie ihr Kind zur Welt bringen will oder nicht. Homer wird ein guter Arzthelfer und Gynäkologe, weigert sich aber aus ethischen und juristischen Bedenken, selbst Abtreibungen durchzuführen.

Eines Tages kommen die hübsche Candy und ihr Freund Wally für eine Abtreibung in die Klinik. Homer, kaum erwachsen, verliebt sich in Candy und ergreift zu Dr. Larchs Missfallen spontan die Gelegenheit, St. Clouds zu verlassen und mit den beiden an die Küste zu fahren. Dort arbeitet er als Apfelpflücker bei Wallys Vater, als einziger Weißer unter sonst schwarzen Saisonarbeitern; außerhalb der Apfelsaison hilft er Candys Familie beim Hummerfischen. Nachdem Wally sich zu Candys Verdruss freiwillig als Pilot im Zweiten Weltkrieg gemeldet hat, knüpft sie zu dem in Liebesdingen vollkommen unerfahrenen Homer eine Ersatzbeziehung an.

In St. Cloud’s möchte unterdessen der Trägerverein des Waisenhauses Dr. Larch wegen dessen unchristlicher Einstellungen ersetzen. Dieser setzt sich sehr für Homer als Nachfolger ein und fälscht sogar Diplome mit Homers Namen, damit dieser als Arzt eingestellt werden kann. Doch Homer ist mit seinem einfachen Leben an der Küste glücklich und weigert sich, nach St. Clouds zurückzukehren; entsprechende Briefe ignoriert er oder beantwortet sie freundlich, aber ablehnend. Er hat mit seiner Vergangenheit im Waisenhaus abgeschlossen und hält sogar seine medizinische Ausbildung geheim.

In der sehr einfachen Unterkunft der Apfelpflücker gibt es eine Hausordnung (The Cider House Rules). Die schwarzen Saisonarbeiter können sie nicht lesen. Als Homer sie ihnen vorliest, sind sie empört. Neben vernünftigen Regeln gibt es viele, die das Leben der Apfelpflücker sinnlos einschränken. Die Regeln verraten, dass der, der sie aufstellte, keine Ahnung vom Leben dieser Menschen hatte. Sie fordern Homer auf, sie zu verbrennen: „Regeln, die für uns gelten sollen, machen wir selbst!“

Homer muss seine Haltung zur Abtreibung aufgeben, als sich herausstellt, dass die junge Apfelpflückerin Rose schwanger ist, ihr Kind jedoch nicht zur Welt bringen möchte. Als Homer erfährt, dass das Kind von ihrem eigenen Vater stammt, bietet er seine Hilfe an und führt die Abtreibung durch. Sobald Rose Rose wieder bei Kräften ist, verlässt sie die Plantage, nachdem sie aufgrund eines Missverständnisses ihrem Vater einen Messerstich versetzt hat. Der Vater hat sich noch weitere Stiche selbst zugefügt, um einen Suizid aus Gram vorzutäuschen und seine Tochter damit zu entlasten, und stirbt kurz darauf.

Als die Nachricht eintrifft, dass Wally nach einem Flugunglück lebenslang querschnittsgelähmt sein wird, und Homer per Brief erfährt, dass der schon lange äthersüchtige Dr. Larch an einer versehentlichen Überdosis im Schlaf gestorben ist, verabschiedet er sich von Candy und geht jetzt doch zurück ins Waisenhaus, um Dr. Larchs Nachfolge anzutreten. Er wird überschwänglich willkommen geheißen. Der Film endet damit, dass er im Jungenschlafsaal nach der Gutenachtgeschichte Dr. Larchs Gruß übernimmt: Gute Nacht, ihr Prinzen von Maine, ihr Könige von Neuengland!.

Kritik

Quelle Bewertung Rotten Tomatoes (Kritiker) 71% Metacritic (Kritiker) 75/100

„Verfilmung des Romans von John Irving, die die Vorlage zugunsten einer atmosphärisch dichten, stimmungsvollen Initiationsgeschichte entschlackt. Zwar wird dabei der in der Vorlage weit subtiler ausdifferenzierte Diskurs über die Determinanten des menschlichen Daseins vereinfacht (vor allem in der gelegentlich etwas sentimentalen Verklärung der Abtreibungsproblematik), dennoch wird pointiert die Ambivalenz von Gut und Böse als zwei Seiten einer Medaille versinnbildlicht. Hervorragend inszeniert und gespielt, brillant fotografiert.“

– Lexikon des internationalen Films

„Nie hätte man bei der Lektüre an Michael Caine (als Larch) oder Tobey Maguire (als Homer) gedacht – und jetzt kann man sich niemanden sonst in diesen Rollen vorstellen. Sie und der ganze Film vermitteln die Essenz des Romans. Fazit: Fast so toll wie das Buch.“

– Karl-Heinz Schäfer bei Cinema

„Die Literaturverfilmung ist konventionell in der Inszenierung und altmodisch in der Erzählung – und das ist gut so. Der Zuschauer hat Zeit, sich auf alles zu konzentrieren: nostalgische Bilder, vordergründig einfältige Gemüter, karge Lebensumstände und kleine Gefühle, die deshalb groß sind, weil sie gänzlich frei von pathetischer Süßlichkeit daherkommen.“

– Rainer Fellmann in Der Spiegel

 

 

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