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Elephant ist ein US-amerikanisches Filmdrama von Gus Van Sant aus dem Jahr 2003. Die Handlung bezieht sich sehr frei auf den Amoklauf an der Columbine High School in Colorado, USA, im Jahr 1999.

Inhalt

Handlung

An einem Herbsttag kreuzen sich an einer amerikanischen Highschool die Lebenswege einer Gruppe von Schülern. John wird von seinem alkoholkranken Vater zur Schule gefahren, nimmt ihm dort die Autoschlüssel ab und hinterlegt sie im Sekretariat. Elias, der Fotos für seine Mappe macht, durchstreift auf der Suche nach Motiven das Schulgelände. Die schüchterne Michelle wird, bevor sie ihre Aushilfsarbeit in der Schulbibliothek antritt, von ihrer Lehrerin wegen der Weigerung, kurze Hosen zum Sport zu tragen, ermahnt. Jeder bzw. jede von ihnen begegnet im Laufe dieses Tages einmal Alex und Eric, zwei Mitschülern, die sich, eingedeckt mit Waffen und Sprengkörpern, zur Schule begeben haben, um so viele Menschen wie möglich zu töten. In Rückblenden sieht man, wie sie mit ihren Waffen hantieren, Ego-Shooter-Spiele spielen, teilnahmslos Dokumentarfilme über das „Dritte Reich“ anschauen oder wie Alex von einem Mitschüler gehänselt wird, ohne dass einer dieser Momente Aufschluss über ein mögliches Motiv der beiden gibt. Ihrem Amoklauf fallen der Rektor und viele Schüler zum Opfer, dann tötet Alex seinen Freund Eric. Der Film endet abrupt, als Alex ein Pärchen entdeckt, das sich im Kühlhaus versteckt hat, und seine Waffe auf das Paar anlegt.

Kritik

Die Kritikermeinung zu Van Sants Film war gespalten, was bei dem amerikanischen Kritikerportal Rotten Tomatoes (wo Elephant eine positive Wertung von 73 % hat) dem „sparsamen und unkonventionellen Stil“ zugeschrieben wird.[9] Viele Filmkritiker lobten den Film in höchsten Tönen, während andere ihn komplett ablehnten. So schrieb Todd McCarthy in Variety, der Film sei „im besten Fall sinnlos und im schlechtesten Fall verantwortungslos“, weil er an ein Thema wie das Columbine-Massaker herangehe, aber keine Einsichten liefere.[10]

Roger Ebert zeigte sich in der Chicago Sun-Times indes von dem Film angetan, da die Abwesenheit von Erklärungen, psychologischen Einblicken und Theorien „einen mutigen und radikalen Schritt“ darstelle. Die Verantwortlichkeit des Films läge gerade darin, dass er sich einer simplen Erklärung verweigere.[11] Auch David Denby schrieb im The New Yorker, dass ein Film, der einfache Erklärungen geliefert hätte, vielen Zuschauern lieber gewesen wäre – in seiner „kühlen Teilnahmslosigkeit“ biete der Film einen „bestürzenden Hauch von Sterblichkeit“, indem er lachende Highschool-Schülerinnen in der Cafeteria den Amokläufern mit ihren tödlichen Waffen entgegenstelle. Elephant verschließe sich vor einer klaren und dramatisierten Erzählung wie in einem üblichen Hollywood-Drama, stattdessen sei der Film eine „faszinierende, geheimnisvolle Meditation“ über das Columbine-Schulmassaker.[12]

Auch Tobias Kniebe von der Süddeutschen Zeitung äußerte sich beeindruckt: „‚Elephant‘ ist ein wahrhaft radikales Werk: Es zeigt den Tod und weigert sich, ihm einen Sinn zu geben. Aber nicht nur das: Es schließt sogar die Möglichkeit aus, dass sich Erkenntnis daraus destillieren ließe. Und feiert am Ende dennoch das Leben: als einen Strom von Geschichten und Momenten, die ihren Wert ganz aus sich selbst gewinnen.“[13]

Die Unkonventionalität, so dagegen Robin Detje in der Zeit, erwürge das „lebensmüde“ Werk. „Was man dabei erhält, ist nicht die bessere Kunst im Dienste eines wirklicheren Lebens, sondern eine undramatische Abbildung. […] Die größte Zumutung in diesem Film ohne Psychologie und Begründungen stellt Van Sants plötzlicher Einfall dar, die Handlungen der Mörder nun doch zu begründen und sich dabei der plattesten Klischees zu bedienen: Keiner mag diese Jungs, also spielen sie Videoballerspiele und gucken Nazivideos, dann greifen sie zur Knarre.“[14]

Lars-Olav Beier vom Spiegel sah den Film, nicht nur wegen der entgegen der erklärten Intention Van Sants eingestreuten „Erklärungshäppchen“, ebenfalls kritisch: „Wie zu den Tätern mag ‚Elephant‘ auch zu den Opfern keine Nähe aufbauen, obwohl der Film ihnen ständig auf den Leib rückt. [Er] zeigt die Banalität des Schüleralltags und vermittelt dem Zuschauer kaum ein Gefühl für den Wert dieser Teenagerleben, die später ausgelöscht werden.“[15]

Das Lexikon des internationalen Films wiederum sah in dem letzten Kritikpunkt die Stärke des Films: „Die kühl-distanzierte Haltung des mit Laien inszenierten Films verstört auch deshalb nachhaltig, weil er sich über weite Strecken die Mühe macht, die späteren Opfer des Massakers in ihrer alltäglichen Normalität darzustellen und als Menschen erlebbar zu machen.“[8]

 

 

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