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Dem Himmel so fern ist ein US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 2002. Das Melodram basiert auf einem Drehbuch von Todd Haynes, der auch Regie führte.

Inhalt

Handlung

Die USA im Herbst 1957: Frank und Cathy Whitaker sind das tonangebende Ehepaar in der Gesellschaft von Hartford, Connecticut. Frank arbeitet als Verkaufsleiter bei dem international agierenden Unternehmen Magnatech, einem Hersteller von Fernsehgeräten. Das attraktive Ehepaar Whitaker wird in der Werbekampagne des Unternehmens als Gesichter des fiktiven Ehepaars Mr. und Mrs. Magnatech eingesetzt. Das Familienidyll mit zwei reizenden Kindern wird durch ein luxuriöses Zuhause mit schwarzen Dienstboten umrahmt.

Das perfekte Leben der Whitakers bekommt erste Risse, als Frank eines Tages nach der Arbeit nicht pünktlich zu Hause erscheint, um mit Cathy eine Abendgesellschaft zu besuchen. Cathy erhält einen Anruf vom örtlichen Polizeirevier, wo Frank festgehalten wird. Auf der Rückfahrt vom Revier weicht Frank Cathys Fragen aus und behauptet, die Sache beruhe auf einem Missverständnis. Am nächsten Morgen ist der Vorfall vergessen, als Cathy von Reportern der Lokalzeitung Weekly Gazette besucht wird; sie wollen eine Reportage über die Frau an der Seite des erfolgreichen Verkaufsleiters veröffentlichen. Während des Interviews kommt es zu einem Zwischenfall; sie bemerkt einen unbekannten schwarzen Mann in ihrem Garten. Cathy tritt verwirrt und ängstlich aus dem Haus und stellt den Mann zur Rede, der sich als Raymond Deagan vorstellt, der Sohn des verstorbenen Gärtners der Whitakers. Cathy ist peinlich berührt, entschuldigt sich für ihr Benehmen und kondoliert. Der Vorfall findet Erwähnung im Zeitungsartikel, in dem es heißt, Mrs. Whitaker sei besonders zuvorkommend gegenüber „Negern“ (engl. negros).

Auch in Franks Firma läuft nicht alles in geordneten Bahnen. Eine wichtige Präsentation wird vorverlegt, was Frank in Zeitdruck bringt. Unter der Belastung beginnt er bereits früh am Tag damit, Alkohol zu trinken, und besucht, nachdem er rastlos durch die Stadt gelaufen ist, eine Kinovorstellung. Dort folgt er zwei Männern in eine Hinterhofbar, einen Treffpunkt homosexueller Männer. Derweil freundet sich Cathy mit Raymond Deagan an, der die Arbeit seines Vaters als Gärtner der Whitakers fortsetzt. Der verwitwete Vater einer Tochter führt ein Pflanzengeschäft in einem Vorort, wie Cathy bei einer Unterhaltung erfährt.

Als Frank seine Frau telefonisch informiert, dass er arbeitsbedingt später nach Hause kommen werde, möchte sie ihn überraschen, packt das Abendessen ein und fährt in seine Firma. Als sie die leeren Flure durchquert und sein Büro betritt, erwischt sie Frank in flagranti mit einem Mann. Cathy steht unter Schock und fährt sofort nach Hause, wohin ihr Frank wenig später nachfolgt und gesteht, dass er vor langer Zeit „Probleme“ hatte. Beide wissen nicht, was sie in dieser Situation tun sollen, doch Frank erklärt sich bereit, gemeinsam mit ihr einen Arzt aufzusuchen. Bei einem Experten in Hartford teilt ihm dieser in einem Einzelgespräch mit, die „Heilungsaussichten“ seien gering, und nur fünf bis dreißig Prozent würden zur Heterosexualität zurückkehren (sog. Reparativtherapie). Die Behandlung bestünde in der Regel aus zwei wöchentlichen psychiatrischen Gesprächen, aber einige Patienten hätten auch Aversionstherapie mit Elektroschocks oder Hormonbehandlungen ausprobiert. Frank willigt in die Behandlung ein und hat fortan zweimal pro Woche Therapiesitzungen. Als sich Frank und Cathy auf den Weg nach Hause machen, kommt es zu einem Wutausbruch von Frank, der die Fragen seiner Frau nicht mehr ertragen kann.

Er besucht wöchentlich zweimal den Arzt, lässt aber Cathy über den Erfolg im Unklaren. Sie stürzt sich in die Vorbereitungen für eine wichtige Party in ihrem Haus und besucht eine Kunstausstellung, die von ihrer Freundin Eleanor ausgerichtet wird. Dort begegnet sie Raymond und seiner Tochter Sarah. Beide verlieren sich bald in ein Gespräch über ein Bild des Malers Joan Miró, sehr zum Ärger von Eleanor, die Cathy darauf aufmerksam macht, dass sie durch das angeregte Gespräch mit ihrem schwarzen Gärtner die Verachtung und den Spott der übrigen Besucher auf sich zieht. Die Abendgesellschaft bei den Whitakers entwickelt sich zu einem vollen Erfolg, doch Cathy wird von ihrem betrunkenen Mann im Laufe des Abends vor den Gästen brüskiert. Als sie ihn nach Ende der Party darauf anspricht, versucht er, sich ihr sexuell zu nähern, was misslingt. Frank bricht in Tränen aus, während ihn seine Frau zu beruhigen versucht. Cathy beteuert ihm, wie sehr sie ihn liebe, doch Frank schlägt ihr unabsichtlich ins Gesicht.

Cathy versucht die Rötung an der Stirn am nächsten Morgen mit einer neuen Frisur zu kaschieren, doch ihrer Freundin Eleanor bleibt die Verletzung nicht verborgen. Cathy versucht sich herauszureden, während ihre Freundin von den ehelichen Problemen ahnt und ihr Unterstützung zusagt. Cathy bricht nach diesem sehr emotionalen Gespräch in einem Weinkrampf zusammen und wird von Raymond Deagan entdeckt, der versucht, sie auf einen Ausflug zu einer Baumschule zu überreden, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Cathy sagt nach kurzem Zögern zu, an dem Ausflug teilzunehmen, in dessen Verlauf Raymond erfährt, dass Cathys Ehemann für ihre Verletzung verantwortlich ist. Raymond führt sie in ein Lokal aus, das ausnahmslos von Schwarzen besucht wird. Hiermit stillt er Cathys Neugierde, die erfahren wollte, wie es ist, „der einzige [einer anderen Hautfarbe] in einem Raum zu sein“. Beide kommen sich näher und Cathy bittet Raymond um einen Tanz, den er ihr gewährt.

Einige Tage später wird Cathy von ihrer Freundin Eleanor darüber aufgeklärt, dass Gerüchte in Hartford die Runde machen. Cathy wurde beobachtet, als sie mit Raymond aus seinem Transporter gestiegen ist, doch sie beruhigt Eleanor und tut die Vorwürfe als lächerlich ab. Auch Frank sind die Gerüchte zu Ohren gekommen, und es kommt zwischen dem Ehepaar zu einem heftigen Streit, in dessen Verlauf sich Cathy bereit erklärt, Raymond zu kündigen. Gleichzeitig erfährt sie, dass ihr Ehemann für einen Monat beurlaubt wurde, und das in der geschäftigsten Zeit des Jahres. Beide entscheiden sich dafür, einen gemeinsamen Urlaub zu verbringen. Zuvor trifft sich Cathy mit Raymond im Stadtzentrum von Hartford, um ihm persönlich die Kündigung und das Ende der beginnenden Freundschaft mitzuteilen. Als sich Cathy am Ende des Gesprächs von Raymond abwendet, versucht er sie am Weggehen zu hindern, was von (weißen) Passanten sofort als Übergriff eines Schwarzen auf eine weiße Frau gewertet wird.

Frank und Cathy fliegen zu Silvester 1957 gemeinsam nach Miami, um auszuspannen und ihrer Ehe neue Impulse zu geben. Doch die Reise hat den gegenteiligen Effekt, und Frank macht im Hotel die Bekanntschaft eines Mannes, der sich von ihm angezogen fühlt. Gleichzeitig werden Cathy und Frank auf die Missstände in den USA zwischen Schwarzen und Weißen aufmerksam gemacht, die nicht nur in Hartford an der Tagesordnung sind. Als ein kleiner schwarzer Junge den (den weißen Gästen vorbehaltenen) Swimmingpool des Hotels betritt, wird er sogleich von seinem Vater, einem Kellner, unter Vorhaltungen wieder herausgeholt; dennoch leert sich danach in kürzester Zeit das Schwimmbecken von allen Gästen. In Hartford kommt es derweil zu einem folgenschweren Zwischenfall. Raymonds Tochter wird auf dem Nachhauseweg von der Schule von drei weißen Kindern damit aufgezogen, dass ihr Vater sie beschütze und umsorge, aber auch, dass er eine weiße Freundin habe. Als sie daraufhin davonläuft, verfolgen sie die drei und bewerfen sie mit Steinen, von denen einer sie am Kopf verletzt.

Eines Abends kommt Frank früher als üblich von der Arbeit nach Hause, da er an einer wichtigen Sitzung nicht teilgenommen hat, und bricht mit einem Weinkrampf vor Cathy und seinen Kindern zusammen. Er gesteht seiner Frau, er habe sich in einen Mann verliebt, der mit ihm zusammenleben wolle. Er habe in seinem Leben nie ein derartig starkes Gefühl für einen Menschen empfunden. Cathy hört sich dies wie versteinert und verletzt an und nimmt Franks Entscheidung, die Scheidung einreichen zu wollen, vorweg, ehe er sie selbst äußern kann. Cathy bricht ihr Schweigen gegenüber ihrer Freundin Eleanor und berichtet ihr von Franks Homosexualität und der schwierigen finanziellen Lage, in der sie sich gerade befinden. Gleichzeitig sinnt sie den Treffen mit Raymond Deagan nach, wovon sie auch ihrer Freundin berichtet, die sich dadurch bestätigt sieht, dass die Gerüchte über Cathy doch keine Erfindung waren. Eleanor, die sich zuvor immer als „beste Freundin“ bezeichnet hatte, wendet sich daraufhin, wie zuvor auch alle anderen in der Stadt, von Cathy ab.

Als Cathy von ihrer Haushälterin erfährt, dass es sich bei dem Mädchen, das vor Wochen von Weißen angegriffen und verletzt wurde, um Raymonds Tochter handelt, fährt sie sofort zu ihm, um sich nach Sarahs Befinden zu erkundigen. Für Raymond und seine Tochter ist das Leben in Hartford unerträglich geworden. Die Jungen, die seine Tochter mit Steinen beworfen haben, kamen ohne Strafe davon. Stattdessen werden nun regelmäßig die Fenster von Raymonds Haus von anderen Farbigen, die um die Gerüchte von Cathy und ihm wissen, mit Steinen beworfen. Da Raymond keine Aufträge mehr erhält, hat er sich dazu entschlossen, zu seinem Bruder nach Baltimore zu ziehen. Cathy hofft darauf, Raymond in Baltimore, wo sie niemand kennt, eines Tages „besuchen“ zu können, da sie doch jetzt wieder Single sein werde. Doch Raymond zerstört ihre Hoffnungen. Er habe seine „Lektion“ gelernt, nicht mehr in andere Welten einzutauchen, und wollte nun tun, was für seine Tochter Sarah das Richtige ist. In der letzten Szene kommt die frisch geschiedene Cathy unaufgefordert zum Zug, mit dem Raymond und seine Tochter abfahren. Wortlos sehen sich die beiden Erwachsenen nur an, während der Abstand zwischen ihnen immer größer wird.

Kritik

Dem Himmel so fern feierte am 1. September 2002 auf den Filmfestspielen von Venedig Premiere. Das Drama über gesellschaftliche Vorurteile der 1950er Jahre sowie über Homosexualität und Rassismus wurde von der Kritik gefeiert und als Wiederbelebung des US-amerikanischen Melodrams angesehen, eines zum damaligen Zeitpunkt längst vergessenen Genres. Zugleich gilt Dem Himmel so fern als Hommage an das Werk von Douglas Sirk und vor allem seine beiden Werke Was der Himmel erlaubt (All That Heaven Allows, 1955) und Solange es Menschen gibt (Imitation of Life, 1959), die einen ähnlichen Plot aufweisen. Dem Himmel so fern, der am 8. November 2002 in ausgewählten Kinos in den USA anlief, spielte bei geschätzten Produktionskosten von 13,5 Mio. US-Dollar bis zum 16. April 2003 einen Bruttogewinn von 15,8 Mio. US-Dollar ein. Damit avancierte er zur erfolgreichsten Independent-Produktion des Kinojahres 2002. Der Film ist konsequent im Retrostil gedreht und kopiert sowohl in seiner Bildsprache als auch in der Farbgestaltung mit Technicolor und Weichzeichner die Filme der 50er Jahre.

In Deutschland kam der Film fast fünf Monate nach dem US-Start am 13. März 2003 in die Kinos und erhielt wie schon in den USA hervorragende Kritiken.

2016 belegte Dem Himmel so fern bei einer Umfrage der BBC zu den 100 bedeutendsten Filmen des 21. Jahrhunderts den 86. Platz.

 

 

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