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Heat ist ein US-amerikanischer Kriminalfilm aus dem Jahr 1995. Drehbuchautor, Regisseur und Koproduzent ist Michael Mann. Al Pacino und Robert De Niro spielen die Hauptrollen und sind erstmals in einer gemeinsamen Szene auf der Leinwand zu sehen.

Heat ist ein erweitertes Remake des Pilotfilms Showdown in L.A. und wurde wie dieser von realen Begebenheiten inspiriert. Er handelt von der Jagd eines Polizeiermittlers nach einem Berufsverbrecher und dessen Bande, die nach einem unplanmäßig verlaufenen Raubüberfall in den Fokus der polizeilichen Ermittlungen geraten, aber trotzdem den nächsten Raub verüben. Er erzählt auch von den privaten, familiären Beziehungen der Protagonisten und zeigt im Laufe der Handlung, dass Jäger und Gejagter in ihren Schicksalen miteinander verbunden sind. Der Titel Heat lässt sich mit der im Film als Redewendung formulierten Warnung erklären, den Gejagten könne der Boden unter den Füßen zu heiß werden.[2]

In Deutschland, Österreich und der Schweiz kam Heat im ersten Quartal 1996 in die Kinos. Während in seinem Ursprungsland USA die Reaktionen der Kritiker zwiegespalten ausfielen, war die Resonanz in Deutschland überwiegend positiv. Obwohl der Film keinen renommierten Preis gewinnen konnte, gilt er als ein Klassiker und als Michael Manns Meisterwerk. Zudem diente er Kriminellen weltweit als Vorbild und Inspiration.

Inhalt

Handlung

In Los Angeles ist Neil McCauley der Anführer einer Bande der überwiegend vorbestraften Gangster Chris Shiherlis, Michael „Slick“ Cheritto und Trejo. Zusammen mit dem zusätzlich engagierten Waingro überfallen sie einen Geldtransporter, aus dem McCauley zielgerichtet nur die Inhaberschuldverschreibungen der Investmentgesellschaft Malibu Invest stiehlt. Während des Raubes tötet der unbeherrschte Waingro ungeplant einen Wachmann und die Gruppe sieht sich gezwungen, zwei weitere Wachleute zu erschießen, um keine Zeugen zu hinterlassen. Als McCauley mit seinen Partnern den unzuverlässigen Waingro nach dem Raub umbringen will, kann dieser über einen Parkplatz fliehen.

Noch am Tatort zieht Lieutenant Vincent Hanna vom Raub- und Morddezernat des Los Angeles Police Department – dem nur wenig Zeit für seine dritte Ehefrau Justine und deren Tochter Lauren bleibt – die Ermittlung des dreifachen Raubmords an sich. Bei den aufwendigen Nachforschungen kommt er eher zufällig durch einen Informanten auf die Spur von „Slick“. Bei der anschließenden Observation werden die Beamten auch auf McCauley selbst aufmerksam.

Der Hintermann und Hehler Nate vereinbart derweil stellvertretend für McCauley den Rückkauf der Schuldverschreibungen mit Roger Van Zant, dem Leiter von Malibu Invest. Dieser sagt Nate zu, die – vollständig versicherten – Verschreibungen für sechzig Prozent ihres Marktwertes zurückzunehmen. Bei der Übergabe versucht Van Zant jedoch, McCauley liquidieren zu lassen. Dieser kann jedoch mit Hilfe seiner Bande die beiden Attentäter töten und unverletzt entkommen, um danach telefonisch Van Zants Leben zu bedrohen.

Um den Zusammenhalt seiner Gang bemüht, zwingt McCauley wenig später die Frau seines spielsüchtigen Bandenmitglieds Chris Shiherlis, eine Liebesaffäre zu beenden und stattdessen Chris Rückhalt zu geben. Der in den Seitensprung involvierte und polizeibekannte Alan Marciano wird kurz darauf von Hanna unter Druck gesetzt und zur Herausgabe von Informationen über Chris Shiherlis genötigt. Nach einem durch Waingro begangenen Prostituiertenmord wird Hanna auch in diese Ermittlungen eingeschaltet, weil die gesicherten Spuren auf eine ganze Mordserie hindeuten. Waingro bietet kurz darauf Mittelsmännern seine kriminellen Dienste an und wird von diesen an Van Zant vermittelt.

Beim nächsten Coup möchte Hanna die Verbrecher inflagranti überführen und vor Ort festnehmen. Weil ein Polizist versehentlich Lärm macht, bricht der vorsichtige McCauley den Einbruch aber vorzeitig ab. Hanna lässt die Beteiligten in Anbetracht des zu erwartend geringen Strafmaßes, und auf eine bessere Gelegenheit vertrauend, entkommen. Sich der Observation nun gewahr, setzen die Gangster anschließend alles daran, ihre Beschatter zu identifizieren. Aus sicherer Entfernung gelingt es ihnen, nach einer vorgetäuschten Planung eines Überfalls, Fotos von Hanna und seinen Beamten zu machen.

Trotz Nates Warnung, dass McCauley durch Hannas Ermittlungen nunmehr besonders gefährlich lebt, möchte McCauley mit seiner Bande noch einen letzten Banküberfall begehen und dabei etwa 12 Millionen US-Dollar erbeuten. Sowohl mit dieser Absicht als auch mit seinem Entschluss, die Liebesbeziehung zu seiner kürzlich kennengelernten Freundin Eady fortzusetzen, vernachlässigt McCauley bewusst seinen eigenen beruflichen Grundsatz, sich niemals an etwas zu „hängen, das du nicht innerhalb von 30 Sekunden problemlos wieder vergessen kannst, wenn du merkst, dass dir der Boden zu heiß wird.“[3]

McCauley folgt Hannas spontaner Einladung zu einem Gespräch in ein Restaurant. Unter anderem erklären sie einander gegenseitig, dass sie das Leben des jeweils anderen bei einer weiteren Konfrontation nicht verschonen würden, obwohl sie durchaus Respekt voreinander haben. Wenig später können McCauley, Cheritto und Shiherlis die sie überwachenden Polizeibeamten abschütteln.

Als der von langer Hand vorbereitete Banküberfall unmittelbar bevorsteht, steigt der als Fahrer vorgesehene Trejo kurzfristig aus dem Plan aus, da er sich sicher ist, von der Polizei observiert zu werden. McCauley engagiert daher spontan seinen ehemaligen Mithäftling Donald Breedan – den er zufällig in einem Restaurant trifft – als Fahrer des für die Flucht vorgesehenen Autos.

Der Raub des Bargeldes aus einer Bank in einem belebten Viertel von Los Angeles verläuft zunächst nach Plan. Da die Polizei über einen Informanten aber kurzfristig von dem Raub erfährt, treffen Hanna und seine Beamten bei der Bank ein, als Shiherlis noch nicht im Fahrzeug sitzt. Die Gang versucht, sich den Weg mit Sturmgewehren freizuschießen. Bei dem mehrminütigen Feuergefecht auf der Fox Plaza sterben Breedan und mehrere Polizeibeamte. McCauley, Cheritto und Shiherlis setzen ihre Flucht zu Fuß fort. Hanna kann Cheritto erschießen. McCauley entkommt mit dem verwundeten Shiherlis und einem Teil der Beute. Von Nate erhält Shiherlis eine neue Identität und McCauley einen neuen Fluchtweg.

McCauley erfährt vom tödlich verletzten Trejo, dass dieser durch Waingro – der inzwischen für Van Zant arbeitet – gezwungen wurde, vom geplanten Banküberfall zu erzählen, und erlöst ihn mit einem Gnadenschuss. Danach erschießt er Van Zant – dessen Adresse ihm Nate mitgeteilt hat – in dessen Wohnung. Eady erkennt erst bei der Rückkehr McCauleys in ihr Apartment dessen wahres Wesen und erklärt sich nur widerwillig dazu bereit, ihn in sein Fluchtziel Neuseeland zu begleiten.

Charlene Shiherlis lässt sich durch die Polizei dazu zwingen, Chris anzulocken, verhilft ihm dann aber – die Ermittler austricksend – durch ein heimliches Handzeichen zur Flucht. In der Annahme, die Spur zu den Gangstern verloren zu haben, begibt sich Hanna in sein Hotelzimmer. Dort findet er Lauren nach einem Suizidversuch schwer verletzt vor, woraufhin er sie in ein Krankenhaus bringt. Nachdem sie außer Lebensgefahr ist, beschließen er und Justine – welche inzwischen einen anderen Liebhaber hat – ihre Beziehung zu beenden.

McCauley ist mit Eady bereits zum Flughafen unterwegs, als er sich nach einer Information von Nate entschließt, noch einen spontanen Abstecher in das Flughafenhotel zu machen, in dem sich Waingro versteckt hält. Er erschießt Waingro, der bereits von der Polizei observiert wird. Der eintreffende Hanna sieht den Bandenchef. McCauley lässt Eady zurück und flüchtet zu Fuß auf das Gelände des Flughafens von L.A. Zwischen den Anflugslichtern liefern sich beide für einige Minuten ein Katz- und Mausspiel, ehe Hanna – durch McCauleys plötzlich erscheinenden Schatten auf ihn aufmerksam geworden – mehrere Schüsse auf seinen Kontrahenten abgeben kann. McCauley stirbt, während Hanna respektvoll seine Hand hält.

Kritik

Basierend auf englischsprachigen Kritiken sammelte die Webseite Rotten Tomatoes für den Film 87 % positive Einschätzungen von Kritikern, 94 % vom Publikum[41] und die Webseite Metacritic verzeichnete 76 % positive Kritikerwertungen bei einem Publikumswert von 8,8/10.[42]

Zeitgenössische Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Beim Kinostart erschienene Kritiken

Positiv

Eher positiv

Gemischt

Eher negativ

Negativ

Bei seiner Erstveröffentlichung schieden sich die Meinungen der US-Kritiker. Richard Schickel etwa bezeichnete Heat im Time-Magazin als „großartig. Wirklich episch. Ein Meisterwerk. Rundum originell.“[63][64] Roger Ebert bewertete Heat in der Zeitung Chicago Sun-Times mit dreieinhalb von vier Sternen und hob anerkennend hervor, dass Manns Drehbuch und Regie der erzählten Handlung, darunter das Austesten der beiden männlichen Protagonisten mit Frauen, Niveau verliehen.[43] Ein großer Teil der Kritiken reichte jedoch von teilweiser Unzufriedenheit bis hin zu großer Enttäuschung. Janet Maslin von der New York Times beispielsweise störte sich – im Gegensatz zu Ebert – an den Frauengeschichten; sie offenbarten die Nachlässigkeit des halben Films. Für den Regisseur seien Dialoge in dem Film oft nicht mehr als ein notwendiges Übel. Maslin schrieb zusammenfassend: „Außergewöhnliche Schauspieler, kluge Kulissen, ein Handlungslabyrinth und ein Drehbuch mit fast 70 Sprechrollen ändern nichts an der Tatsache, dass ‚Heat‘ im Grunde genommen inhaltsleer ist und seine Figuren nicht viel zu sagen haben.“[7][65] James Berardinelli stellte mit seiner Kritik Heat ein annähernd vernichtendes Zeugnis aus, beurteilte ihn als eine „kolossale Enttäuschung“[66] und schrieb: „Etwa 40 Minuten von Heat sind spannend. Der Rest variiert von eintönig bis langweilig.“[62][67]

Berardinelli und einige andere US-Kritiker vertraten die Meinung, dass Heat nicht genügend Szenen biete, in denen De Niro und Pacino gemeinsam auftreten. Der Filmkritiker des Chicago Tribune sprach diesbezüglich von einer „Schande“,[55] der Autor von Entertainment Weekly hielt es für die „perverseste Entscheidung“ des Regisseurs.[59] Ein weiterer, oft genannter Kritikpunkt war die Länge des Films; er sei zu lang und biete angesichts seiner Länge nicht genügend Interessantes. Auch das Filmende enttäuschte manche US-Kritiker: Es sei konventionell und wenig beeindruckend. Hal Hinson von der Washington Post hielt es für „lächerlich“. Das Ende geriere sich „als eine Art spirituell-metaphysischer Verschmelzung“ – es eine „mythische Absurdität“ zu nennen, sei noch „höflich ausgedrückt“.[58][68] Manche US-Kritiker, aber auch der Schweizer Marc Walder in der Neuen Zürcher Zeitung, fanden den Film zudem inhaltlich überfrachtet. Zum Beispiel sei es überflüssig, dass mit Waingros Hintergrund auch das Thema Serienkiller aufgegriffen werde.

Die Kritiken in deutschen Medien waren dagegen ungeteilt positiv und teilweise euphorisch. Der Film-Dienst – aus dem das Lexikon des internationalen Films gespeist wird – stellte Heat als einen „der fesselndsten Polizei- und Gangsterfilme der letzten Jahre“ heraus.[46] epd Film bezeichnete Heat als „meisterhaftes Genrekino“ und „eine grandiose Studie über das Verhältnis von Jäger und Gejagtem“, der Regisseur finde „eine wunderbare Balance zwischen kompromißlosem physischem Ausdruck und subtiler Milieu- und Charakterzeichnung“.[44] Die Jury der Filmbewertungsstelle Wiesbaden prädikatisierte Heat als „Besonders wertvoll“ und hob hervor, dass seine Geschichte „dank eines ausgezeichneten Drehbuches ohne Bruch“ funktioniere, seine Dramaturgie die Spannung zu halten wisse und seine Musik „gut eingesetzt und wohltuend zurückhaltend“ sei.[45] Die FBW wie auch andere deutsche Kritiker lobten die Machart des Films als wohldurchdacht, raffiniert und sorgfältig. Die Kritikerin der Frankfurter Rundschau meinte in diesem Zusammenhang, dass „die Inszenierung selbst den Eindruck körperlich spürbarer Anstrengung durch eine Solidität der Machart“ unterstütze, „die den hochbudgetierten B-Pictures des zeitgenössischen amerikanischen Kinos so fern steht wie die Figuren in Heat den korrupten Anti-Helden des neueren Kriminalfilms.“[2]

Die Leistungen der Schauspieler, auch die der Nebenrollen, wurden von einem überwiegenden Teil der Kritiker gelobt. Manche US-Kritiker glaubten in Pacinos Spiel allerdings Overacting zu erkennen.[59] Kritiker beurteilten überdies die Besetzung als passend und eindrucksvoll, die Charakterisierung der Figuren als reichhaltig und die Handlung als klischeefrei. Zudem würden die Schauplätze hervorragend genutzt.

Im Vergleich mit Showdown in L.A. lobte Frank Schnelle in der epd Film Heat als den deutlich besseren Film. Mann habe „mit sicherer Hand Schwachpunkte eliminiert“, das Filmende sei nun plausibler. Wegen einer ruhigeren und angemessen aufwändigen Inszenierung gewönnen die gleichen Szenen in Heat an Substanz beziehungsweise funktionierten erst hier überhaupt.[44]

Spätere und undatierte Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Britische Medien waren voll des Lobes über Heat. Das Londoner Magazin Time Out etwa beurteilte Heat als den besten US-Kriminalfilm des Jahrzehnts. Die Actionszenen seien besser als in Filmen von John Woo und Quentin Tarantino und die Charakterdarstellung erreiche eine Tiefe, von der die meisten US-Filmemacher nur träumen könnten.[69] Vom Magazin Empire hieß es, dass Mann es verstehe, „Ebenen von Charakter und Thema sowie von Action und außerordentlicher filmischer Technik zu vereinen“ und so ein „funkelndes Bild der Ursachen, Konsequenzen und menschlichen Kosten von Verbrechen in einer fragmentierten, modernen Welt zu erschaffen“. Das Wechselspiel von De Niro und Pacino während ihres Gesprächs in dem Restaurant wirke wie ein „Duett zweier Meistermusiker“.[70]

Vom deutschen Online-Magazin Filmstarts hieß es, dass der Film sowohl inhaltlich als auch optisch ein großes Erlebnis sei. „Die schwermütige Ballade vom Leben und Sterben in L.A. ist ein Meilenstein des Genres. Absolut perfekt.“[71] Das E-Zine critic.de pries den Film als „Klassiker des Kriminalfilms der neunziger Jahre.“[72]

Das US-Magazin American Cinematographer – was sich vor allem mit der Arbeit von Kameraleuten befasst – zeigte sich 2005 über Dante Spinottis Leistung bei Heat begeistert: Spinotti nutze das anamorphotische Verfahren „wie ein Meisterzeichner“ und komponiere seine Bilder sowohl mit Blick auf erzählerische Wirkung als auch auf ästhetische Schönheit. Zu seinen eindrucksvollsten Leistungen gehöre es, den Geist des Film noir zu vermitteln, ohne dabei andere Filme aus dieser Stilrichtung zu imitieren.[33][73]

 

 

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