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Blade Runner [bleɪd ˌrʌnɚ], deutscher Verleihtitel zeitweise auch Der Blade Runner, ist ein am 25. Juni 1982 erschienener US-amerikanischer Science-Fiction-Film des Regisseurs Ridley Scott. Literarische Vorlage ist der Roman Träumen Androiden von elektrischen Schafen? von Philip K. Dick. Dieser Roman wurde später ebenfalls unter dem Titel „Blade Runner“ vertrieben. Der Film, der Elemente des Film noir übernimmt und eine Dystopie entwirft, war bei Kritik und Publikum zunächst kein Erfolg, wurde mit der Zeit aber zum Kultfilm. In der Bundesrepublik Deutschland lief der Film ab dem 14. Oktober 1982 in den Kinos.

Bemerkenswert ist das einflussreiche visuelle Design, die detailreiche Ausstattung und die Filmmusik von Vangelis. Überdies bieten einige Themen des Films vielfältige philosophische Deutungsmöglichkeiten. Ridley Scotts erster Hollywood-Film eröffnete das Genre des Cyberpunk für das Kino und machte den Autor Philip K. Dick nach seinem Tod über die Science-Fiction-Fanszene hinaus berühmt.

Inhalt

Handlung

Die Stadt Los Angeles im November 2019: Der Stadtmoloch ist durchtränkt von fortwährendem Nieselregen. Er ist dekadent, düster, schmutzig, übervölkert und die Menschen sind allgegenwärtiger Werbung ausgesetzt. Tiere sind fast ausgestorben und es ist günstiger, die künstliche Kopie eines Tieres zu erwerben. Ein besseres Leben auf fernen Planeten wird versprochen, in Welten, die durch sogenannte „Replikanten“ erschlossen worden sind. Diese von der mächtigen Tyrell Corporation hergestellten künstlichen Menschen sind äußerlich nicht mehr von den natürlich geborenen Menschen zu unterscheiden, verfügen jedoch über weit größere physische Kräfte und entwickeln im Laufe der Zeit eigene Gefühle und Ambitionen. Da zumindest einige von ihnen auch über eine hohe Intelligenz verfügen, werden alle Replikanten mit einer auf vier Jahre begrenzten Lebensdauer ausgestattet, um sie nicht zu einer Bedrohung werden zu lassen.

Als einige Replikanten der hochentwickelten Serie Nexus-6 ein Raumschiff kapern, Menschen töten und auf die Erde fliehen, wird der ehemalige Blade Runner Rick Deckard eingeschaltet. Er soll die Replikanten „aus dem Verkehr ziehen“. Im Verlauf seiner Ermittlungen trifft Deckard die bei der Tyrell Corporation arbeitende Rachael und findet heraus, dass auch sie eine Replikantin ist. Sie selbst ist sich dessen aber nicht bewusst, da ihr künstliche Erinnerungen implantiert wurden. Deckard eröffnet ihr schonungslos diese Wahrheit, worauf sie verstört und verletzt reagiert. Deckard verliebt sich aber bald in sie und beginnt, an der Berechtigung seines Auftrags zu zweifeln, zumal Rachael ebenfalls auf die Todesliste der Polizei kommt. Unterdessen dringt der Replikant Roy Batty mit Hilfe des kranken und naiven Genetik-Designers J. F. Sebastian in das Gebäude der Tyrell Corporation ein. Er fordert von seinem „Schöpfer“ Tyrell Aufklärung über seine Herkunft und Lebensdauer. Als Roy begreift, dass selbst Tyrell sein Leben nicht verlängern kann, tötet er ihn sowie Sebastian.

Nachdem Deckard bereits eine Replikantin ausgeschaltet hat und ein weiterer Replikant von Rachael erschossen wurde, womit sie Deckard das Leben rettete, dringt dieser in Sebastians Wohnung vor, in der sich Roys Gefährtin Pris versteckt hält. Kurz nachdem er sie getötet hat, erscheint Roy und liefert sich mit Deckard einen dramatischen Zweikampf. Roy verhöhnt Deckard und scheint aufgrund seiner körperlichen Überlegenheit mit ihm zu spielen. Doch als Deckard flüchtet und dabei im strömenden Regen von einem Hochhausdach abrutscht, rettet Roy ihm in einem Akt der Humanität das Leben, kurz bevor seine eigene Zeit abgelaufen ist und er selbst sterben muss. Am Schluss flieht Deckard mit Rachael aus der Stadt.

Kritik

Umsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film lief in den Vereinigten Staaten am 25. Juni 1982 in 1295 Kinos an. Mit etwas über 26 Millionen Dollar spielte er zumindest in den Vereinigten Staaten nicht einmal die Produktionskosten wieder ein. Ein Grund für das schlechte Abschneiden war, dass gleichzeitig E.T. – Der Außerirdische in die Kinos kam und den Markt für Science-Fiction-Filme für Monate besetzt hielt. In der Bundesrepublik Deutschland war der Film zunächst unter dem Titel Aufstand der Anti-Menschen angekündigt, kam aber dann unter dem Titel Der Blade Runner am 14. Oktober 1982 in die Kinos und fand ungefähr eine Million Besucher.

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Quelle Bewertung Rotten Tomatoes Kritiker [43] Publikum [43] Metacritic Kritiker [44] Publikum [44] IMDb [45]

Beim ersten Erscheinen 1982 war die Reaktion der Kritiker gemischt. Einerseits wurde der Film als ambitioniert gelobt. Durchweg hohe Anerkennung fanden das Szenenbild, nach den Entwürfen Scotts und Syd Meads realisiert von Lawrence G. Paull, und die Spezialeffekte, für die der Oscar-Preisträger Douglas Trumbull verantwortlich war. Vangelis’ Filmmusik wurde als wichtiger Beitrag zur elektronischen Musik ebenfalls hervorgehoben.[46] Wiederholt kritisiert wurde dagegen, dass die Entwicklung des Plots und der Charaktere hinter der formalen Gestaltung zurückbleiben:

„Überwältigt von den großartigen Sets und den auffallenden Bildern, ist die dünne Handlung […] streckenweise davon bedroht, ganz zu verschwinden.“

– Phil Hardy: Die Science Fiction Filmenzyklopädie[47]

Einige Kritiker hielten den Film für zu lang, auch für langweilig.[48] Bekannte Rezensenten, die den Film für misslungen hielten, waren beispielsweise Pauline Kael und Roger Ebert. Der Filmdienst lobte dagegen die „Ruhe und Stilisierung über weite Strecken des Films“ ebenso wie die „brillanten Szenerien des Verfalls“, kritisierte aber die Vernachlässigung von Handlungsführung und Charakterzeichnung.[49] Über die Voice-over-Kommentare gab es unterschiedliche Ansichten, das Happy End wurde von den meisten Kritikern als aufgesetzt und unpassend empfunden. So schrieb Der Spiegel, das „kitschige Happy End“ sei eine „falsch verstandene Konzession an die Riten des Kinos“,[25] und ein britischer Kritiker urteilte über das Ende sogar:

“[T]he hero’s voiceover and the ending feel as if they’ve strayed in from another movie.”

„Das Voice-over des Helden und das Ende wirken, als hätten sie sich aus einem anderen Film hierher verirrt.“

– David Pirie[50]

Viele Rezensenten wiesen auf die stilistischen Bezüge auf den Film noir hin, insbesondere erkannten „die Filmkritiker [in Deckard] scharenweise den Philip Marlowe des 21. Jahrhunderts“.[14]

Hellmuth Karasek bezeichnete den Film als „düstere Replik auf den Weltraumoptimismus von E. T.“, lobte „sein eindrucksvolles alptraumhaftes Zukunftsdesign“ und sah im Film durch dessen „überraschende, tiefsinnige Seiten“ einen weit überdurchschnittlichen Science-Fiction-Film.[51]

Von den mit Ausnahme Harrison Fords 1982 recht unbekannten Darstellern ist insbesondere Rutger Hauer gelobt worden, der es schaffe, beim Zuschauer Sympathie für eine Kampfmaschine zu wecken:

„[…] Hauer [reißt] den Film mit seiner seltsam bewegenden Rolle eines abtrünnigen arischen Replikanten, der blind für mehr Zeit kämpft, an sich.“

– Phil Hardy[47]

„Ein weiterer Grund, warum der Film seine Zuschauer dermaßen packte, ist die Darstellung des Roy von Rutger Hauer […] [A]m Ende des Films bereuen wir unseren Irrtum. Wir können Roys Handlungen verstehen […] Als Roy dann stirbt, leiden wir mit ihm.“

– Rudi Steiner[13]

Auch Sean Young und Harrison Ford fanden bei der Mehrzahl der Kritiker Anerkennung. Teile des Publikums waren 1982 offenbar dadurch irritiert, dass Fords Rolle nicht den durch Star Wars und Indiana Jones geweckten Erwartungen entsprach. In diese Richtung äußerte sich auch Scott in einem Interview, als er davon sprach, dass die „Fans eines Stars vom Kaliber Harrison Fords […] ihren Helden [damals] nicht auf Frauen schießen sehen oder erleben [wollten], wie er verprügelt wird.[52]“ Dass die Figur Deckard kein Held und keine Identifikationsfigur für das Publikum ist, wurde von Kritikern an beiden Versionen des Films bemängelt.

Der Director’s Cut von 1992 wurde anders als die erste Fassung überwiegend gelobt, die Änderungen wurden begrüßt:

“In its earlier incarnation, the film was a flawed masterpiece; in Scott’s restored version, it is, quite simply, a masterpiece.”

„In seiner früheren Fassung war der Film ein Meisterwerk mit Fehlern; in Scotts restaurierter Fassung ist er einfach ein Meisterwerk.“

– Nigel Floyd[50]

„[D]er Director’s Cut erweist sich nicht nur als die filmisch bessere Version, sondern auch als die einzig logische.“

– Stefan Krauss[16]

Die hohe Anerkennung für den Director’s Cut ist dennoch erstaunlich, weil zumindest einige früher kritisierte Punkte dort nicht wesentlich verändert wurden. Offenbar sahen die Kritiker sie nicht mehr als so schwerwiegend an wie zehn Jahre zuvor; einige gaben auch zu, ihre Meinung geändert zu haben.[53] Einige blieben jedoch bei ihrer Kritik und verwiesen auf Elemente des Films, die sie immer noch oder ohne die Voice-overs noch mehr als verwirrend oder sinnlos empfanden. Es ist auf die polarisierende Wirkung des Films beim Publikum hingewiesen worden: viele fänden ihn sehr gut, viele aber auch sehr schlecht.

Spätestens seit Mitte der 1990er taucht der Film in vielen der populären Listen bester Filme (aus einem Genre, Jahrzehnt oder allgemein) auf.[54] Dabei ist er in Publikumsbefragungen meist noch besser platziert als bei Befragungen von professionellen Filmkritikern.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film erhielt unter anderem die folgenden Auszeichnungen:

Daneben gab es zwei Nominierungen für den Oscar (Bestes Szenenbild und Beste visuelle Effekte) und eine Golden-Globe-Nominierung für die Musik von Vangelis. In vier Kategorien war Blade Runner für den Saturn Award nominiert, nämlich Bester Science-Fiction-Film, Beste Regie, Beste Spezialeffekte und Bester Nebendarsteller (Rutger Hauer); eine weitere Nominierung für den Saturn Award erhielt 1994 der Director’s Cut als Beste Veröffentlichung auf Video. Die Originalversion wurde 1983, der Director’s Cut 1993 beim Fantasporto Film Festival als Bester Film vorgeschlagen, Jordan Cronenweth erhielt 1982 eine Nominierung für die Beste Kameraführung von der British Society of Cinematographers.

2003 erstellte die Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit zahlreichen Filmschaffenden einen Filmkanon für die Arbeit an Schulen und nahm diesen Film in ihre Liste auf. Der Film wurde außerdem 2005 in die Time-Auswahl der besten 100 Filme von 1923 bis 2005 gewählt.

Die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW in Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat besonders wertvoll.

 

 

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